Elfenakademie in Elandril und ihr Wissen über die Welt...

Jolaana
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~~~ Voller Elan und erneut von der Muse der Inspiration geküsst, setze sich Elandril´s Erster Chroniker Z&S (oot: [ilink=index.php/Thread/11636-Elandril-Schreibcontest/]der ehemalige Gewinner des Schreibcontests[/ilink] ) in seinem Kellergewölbe, hinter seinem massiven, eindrucksvoll verschnörkelten Elfenbeinschreibtisch und ließ mit einer flüchtigen Handbewegung die finstere Kammer von hunderten winzigen Lichtern überfluten. Nachdenklich nahm er seine beste Schreibfeder in die Hand, tunkte sie in schwarze Tinte ein und fing an zu schreiben... ~~~



00

Wie Blumen.
Als Samen in fruchtbaren Schoß ausgebracht, Erdreich oder den einer liebenden Mutter, sei es zweierlei. So entspringt dem Samen ein Keim, zart und zerbrechlich doch unscheinbar schön, Leben in der Finsternis, Hoffnung.
Langsam heranwachsend, auf das aus dem Keim ein zartes Pflänzchen erwachse, unaufhörlich sprießend, Leben, entstehend und nur eine Richtung kennend. Mit der Zeit erstarkend, dem Schoß der Erde entwachsend, in die Welt treibend, unerschrocken, unaufhörlich, welch Bild sich dem Pflänzchen auch bieten möge.
Blatt um Blatt, Stolz der Sonne, dem Licht entgegen, jeder Widrigkeit trotzend. Bis schließlich eine Zarte Knospe, Anmutig an der Spitze thronend, sich öffnet, erblüht, wunderschön, einzigartig, leben um den Lebenswillen.
Doch wird jede Blume welken, so ihre Zeit gekommen ist und sei sie noch so schön, alles welkt, so seine ihm zugedachte Zeit verstrichen ist.


Mutter strich durch ihrer beider Haare, wie immer konnte sie es nicht lassen, das Schulterlange Haar der beiden, welches in der Sonne seidig glänzte, mit den Fingern zu durchfahren.
Gestriegelt und wie geleckt standen sie fast soldatisch, kindlich kriegerisch wirkend da. Graue Augen, welche aus ihren Gesichtern so weiß wie Elfenbein, poliertem Knochen gleich, blickten. Umrahmt von Haaren, bei dem jede Strähne feinster Zengsarnseide glich, farblos, glänzend und zart als würde jede Berührung sie auf der Stelle auslöschen, auf das sie wie Asche im Wind verwehten.
Tief blaue Westen, welche von silbernen Äderchen, fast feinen Blitzen gleichend durchzogen waren und von weißen, polierten aus Knochen gefertigten Knöpfen geschmückt wurden.
Hosen dunkel wie die Nacht selbst und Schuhe aus erlesen wirkendem Leder. Kleine Püppchen, die wie ein Ei dem anderen glichen, bereit sie in einer Vitrine zu verwahren und führ wahr, ihre Mutter hätte es getan, würde sie sie nicht so sehr lieben. Doch wäre es eine Lüge würde sie behaupten, dass ihr der Gedanke nie gekommen wäre. Die Zwillinge für immer in ihrer kindlichen Blüte zu bewahren, ihnen das Leben zu nehmen um ihre Herrlichkeit, die junge Erhabenheit für immer zu konservieren.

Dunkle Gedanken in des Mutters Kopf, Gedanken die wuchsen umso älter sie beide wurden.
Und so durchfuhr Ignaea Umerus, Mutter der Zwillige Diosus und Dispulus ihrer beiden Haare, lächelnd, voller Glück strahlend und doch innerlich zerfressen. Zerfressen von einem wachsendem Greul, welches kreischend in ihrem Geiste hockte und schrill forderte geboren, in die Welt gebracht zu werden.
Von den Gedanken ihrer Mutter nichts wissend, feixten die beiden Jünglinge. Die zwar bereits seit 24 Zyklen auf der Welt wandelten aber in ihrem Volke noch zu den jüngsten zählten. Kinder welche in der Reife begriffen, zarte Pflänzchen, kurz davor zu wunderschönen Blumen zu erblühen.

Die Zwillige, Diosus und Dispulus Umerus, welche im Begriff waren sich das erste Mal von ihrem Elternhaus, dem Anwesen ihrer Sippe, in die weite Welt, oder besser gesagt in die Stadt Elandril hinaus zu wagen.
Waren sie doch behütet und fast von der Welt abgeschirmt aufgewachsen. So endete an diesem Morgen ihre Kindheit und sie begannen den Weg zur Reife, schritten auf ihm voran, eine neue Welt entdeckend, im Guten, wie im Schlechten, eine Welt die nicht vergessen wollte.
Erblühend, war die Knospe doch im Begriff sich zu öffnen, die Blühte die in ihr schlummerte zu offenbaren.

Große Lehrstätte, die Elfenakademie, Halle des Wissens und der Erinnerungen und viele Namen mehr. Jeder für sich treffend, das große ganze aber nie völlig umschreibend, teils Lehrstätte für die, die der Kindheit entwuchsen. Teils Museum und Stätte, in der Artefakte der Vergangenheit verwahrt wurden. Teils Lebendes Labor, um neues Wissen zu ergründen.

Seit dem Beginn der letzten freien Stadt des Elften Volkes, der Elfen, in ihr stehend. Über die Zyklen hinweg wie ein Lebewesen wachsend, doch stetig vergrößert werdend, um neuem Wissen Platz zu bieten.
Groß und prachtvoll ragte Sapientia, letzte Hochschule der freien Elften vor ihnen auf. Einen neuen Weg beginnend schritten sie voran, große einladende Tore durchschreitend, in das scheinbare dunkel der ersten Halle, in die Ungewissheit der Zukunft tretend. Niemand kann sagen was kommt, was kommen wird, wir können nur hoffen die Zukunft wird wahrlich erhaben sein.


01 erster Tag

Staunend durchschreite ich die erste Halle, das Licht des Tages hinter mir lassend. Nun im leichten Zwielicht der spärlichen Beleuchtung, welches aus den in die Wände eingelassenen Irrwichtlaternen stammt, wandelnd. Eine Halle die meine Augen erstrahlen lässt, auf das ich kurz innehalte, da der sich mir bietende Anblick, kurz meinen Atem raubt.

Banner und prachtvolle Wandteppiche, die die Wände nur von Irrwichtlaternen unterbrochen werdend zieren, deren Herkunft, wie auch Bedeutung ich nicht erraten vermag. Vitrinen deren gläserne Hüllen im Schein der pulsierenden Irrlichte, flüssigem Glas gleichen und dem Betrachter kurz in Erstaunen versetzen. Erhielte man doch den Eindruck, sie würden jeden Moment zerlaufen und die in ihnen ruhenden Artefakte freigeben. Bücher, Folianten welche ich allein zu heben nicht imstande wäre. Schwerter, Dolche, andere fremdartige Waffen und Rüstungen wie ich sie noch nie erblickt, eine erschreckender oder ehrfurchtgebietender als die andere.

Vorbei an einem Folianten welcher mit einer Kette umschlungen verschlossen ward, der gräuliche, der scheinbar am Alter zerfallene Einband, zu einem stummen, entsetzten Gesicht geformt. Mich anblickend, mir scheinbar mit leeren Augen folgend, den Betrachter verwirrend umso länger er es anblicken möge.

Ein Schwert, eine Sichel, ein, ich wusste es nicht, verriet mir die Aufschrift am unteren Ende der Vitrine doch wenig „Chepesch der Erhabenen“. Eine Waffe, die angeblich von einer Art militärischen Sondergruppierung genutzt wurde, Erhabene, noch nie gehört.

Ich schreite weiter voran, vorbei an weiteren Artefakten, von den meisten noch nie gehört, doch jedes auf seine Weise kurz meine Aufmerksamkeit gewinnend.
Es war voll, war ich doch nicht die einzige in der ersten Halle, eilten ältere die Pracht der Halle nicht beachtend vorbei, es scheinbar immer eilig habend. Gekleidet in Roben, Westen, lange Kleider und oder Blusen mit tiefen Ausschnitten, betonten doch viele der älteren Schülerinnen ihre entstandene Weiblichkeit. So wuselten aber auch einige noch jung anmutende wie ich ziellos durch die Halle, manche fragenden Blickes umher starrend andere Artefakte toter Zeitalter bestaunend.

„Neulinge zu mir“ hallt es schließlich knarzend, knackend, wie Wind, der durch trockenes Gehölz fegt und mich aus meinem Staunen weckt, durch die Halle.
Er war groß, der größte den ich bisher sah, so groß, dass ich umso näher ich ihm kam, zu ihm aufblicken musste und wahrlich, ich schwöre er ward selbst größer als mein Vater, der in unserem Viertel seines gleichen suchte.

„Nicht so langsam“ bei jedem Wort knackte es, als würden kleine Zweige bersten „kommt schon, kommt schon“.
Ward er nicht nur der größte den ich bisher sah, so würde ich meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er auch mit Abstand der älteste sein müsste. Er, der doch fast blattlos von Kopf bis Fuß, lediglich ein einzelnes einsames Blatt über seiner Stirn thronend, welches bei jedem seiner Worte freudig hin und her schwankte, ein einsames Fähnchen im Wind zu sein schien.

Waldelfen, uns äußerlich nur vom Gesicht her ähnelnd, waren sie doch pflanzliche
Geschöpfe, welche wenn sie noch jung waren, saftig grün schimmerten und Blüten quer über ihren Leib trugen, eine schönere als die andere. Mit dem Alter jedoch krumm wurden, verholzten und eher wandelnden Bäumen, Gehölzen, die Alpträumen entsprungen sein mussten, ähnelten.

Kleine Kinder hier und da schon zum Weinen gebracht haben sollen, wähnten diese sich im Moment des gegenüber Stehens doch vor einem Greul was ihnen leid antun würde. Jedoch dann meist schnell erkennend, dass diese Geschöpfe, im Innersten herzensgute Wesen waren, die das Leben wie es wuchs, wie es ward, liebten.

So blickte ich zu ihm, ihr? auf. Ward es immer schwer zu sagen, ob man es mit einem weiblichen oder männlichen Vertreter dieser Wesen, unseren Verwandten, so sagten es zumindest Vater und Mutter, zu tun hatte. Ihm, Ihr ein Lächeln schenkend, welches es mit einem Zwinkern erwiderte, während es die anderen Neulinge zusammentrieb.

Ein verunsichert wirkender Junge gesellt sich zu mir ehe er mir leise zuraunt „Das ist Meister Fiolinus, ich habe gehört er soll einer der ältesten noch lebenden Waldelfen sein“. Überrascht über die ungefragte Information, hebe ich nur erstaunt wirkend die Brauen und stammle ein leises „ah, oh“ vor mich hin.
Es vergehen einige weitere Minuten, während das verkrümmte hölzerne Wesen die restlichen Neulinge um sich schart.
Ich erfahre das es sich bei dem Jungen, der mich eben ansprach um Claudius Zampervi handelt, der im Allgemeinen sehr redselig zu seien scheint. So erfahre ich in kürzester Zeit seinen Gesundheitszustand, die Biographie seiner Mutter, welche laut seiner Aussagen eine berühmte Konditorin sei, sowie dass sein Haustier auf den Namen Meister Fipson hört, ein surwjet, was auch immer das sein mag.
Und dass er, wenn er nervös sei, zu unaufhörlichen daher Brabbeln loser Informationen neige, „ach was“ denke ich mir und blicke mich weiter in der Gruppe um.
So befinden sich unter uns fünf Waldelfen welche fast ehrfürchtig zu dem älteren Vertreter ihres Stammbaums hinauf starren, nichts anderes mehr um sich wahrnehmend. Kleine grüne Monsterchen, welche mit den Füßen rascheln, die über und über von Schlingpflanzen bedeckt zu sein scheinen, hier und da eine farbenfrohe Blühte das helle Grün unterbrechend.
Ich blicke weiter in sanft rosafarbene Gesichter welche teilweise gerötete Wangen besaßen, fast alle zu dem Waldelfen aufblickend. Alle rausgeputzt, von ihren Eltern wie ich, fein gemacht um am ersten Tag zu strahlen, vor zukünftigen Mitschülern und Lehrmeistern einen guten ersten Eindruck machend.
Und doch, stachen zwei unter uns allen deutlich heraus, ihre Kleidung düster, in schwarz, tief dunklem Blau, mit silbernen Akzenten gehalten, von weißen, hölzernen, nein knöchernen, waren es wirklich Knöpfe aus Knochen, die ihre Westen verzierten?
Wo ihre Kleidung dunkel, war ihre restliche Erscheinung das klare Gegenteil hierzu, graue kalte Augen die ins nichts zu starren schienen, an nichts Interesse zeigend.
Haut wie Porzellan, weiß, leblos wirkend, als hätte das Leben nicht den Mut besessen bei ihrer Geburt in sie zu fahren und Haaren, die wie strahlende weiße Seide bis zu ihren Schultern herabfielen und ihre Gesichter einrahmten.
Sich wie ein Ei das andere gleichend, ledig in ihrer Mimik leicht unterscheidend, wo der eine freundlich lächelte, blickte der andere mürrisch drein, als würde ihn die Welt selbst mit Eckel erfüllen.

Inzwischen nicht nur meine prüfenden Blicke erntend, sondern von allen um sie herum scheu betrachtet werdend, wie ein seltenes Kuriosum, ein Tier was zum ersten Mal im Leben erblickt und ausgiebig betrachtet werden musste.
Selbst den Blickt des Meisters auf sich ziehend, in dessen Blick etwas lag, was mich verunsicherte, war es Abscheu, war es Neugier, nein ich meine in diesem Moment kurz Angst erblickt zu haben. Ein scheues weiten der Augen, das innehalten aller Auswüchse seines Körpers, so als wäre ein normaler Elf des Atems beraubt gewesen.
Sich jedoch sofort wieder fangend und das knacken der Zweige, durch die Hallen dröhnen lassend.

„Alle versammelt, guuut“ nun alle noch einmal fast symbolisch nacheinander anblickend. „Mein Name ist Meister Fiolinus, von den ehemals Grünohren und ich freue mich euch alle hier, zwischen Andenken früherer Zeiten willkommen heißen zu dürfen.“
Nacheinander zu verschiedenen Vitrinen deutend „Dem Grenzbuch der ersten Elfen, vor den Tagen der Aufspaltung in die drei Stammbäume.“ Ich blicke zu einem prachtvollen Folianten, welcher in rotes Leder gebunden und von bronzenen Beschlägen verziert ist, in seiner Vitrine ruhend. „Die Rüstung der Vintella Xinforbia, welche sie zu dem Zeitpunkt einer der größten Heldentaten der Wasserelfen trug, eine Heldentat mit der sie abertausenden das Leben rettete.“ Ein seufzen entweicht Fiolinus und seine Gestalt sack kurz sichtlich in sich zusammen, bevor er sich wieder vor der Gruppe zu voller Größe aufbaut. „Eine Heldentat, die die Tür für etwas aufstoßen sollte das schrecklicher war als alles... als“ er hält inne, scheinbar nach passenden Worten suchend. Sie aber auch nach einigen Sekunden der Stille, des gründlichen Nachdenkens nicht findend. So dass er ohne weiter auf das vorherige einzugehen, fortfährt und weitere Artefakte benennt und ihre Bedeutung, die Geschichte hinter den meist leblos wirkenden Gegenständen erläutert.
Ich jedoch meinen Blick für viele weitere Momente nicht von besagter Rüstung zu lösen vermag. Helm wie Brustharnisch, welche mit lädiert, demoliert noch zögerlich, fast verharmlosend umschrieben wären. Schien der Helm doch als wäre er von innen nach außen gestülpt worden, so war der Brustharnisch von einer, von innen nach außen wirkenden Kraft mittig entzwei gerissen worden, so das Kanten auf Brust und Rücken Scharf nach außen abstanden.

Was für eine Heldentat die Heldin dieser Rüstung auch vollbracht haben mochte, ich war mir zum Zeitpunkt als ich diese Rüstung betrachtete, im Klaren das bei Helden vorzeitiges Ableben mit zum Berufsrisiko gehören musste. Weshalb ich Träumereien meiner frühen Kindheit, ich könnte einmal eine strahlende Heldin in schimmernder Rüstung werden, in genau diesem Moment für immer ablegte.

„Hierbei handelte es sich laut Überlieferung, um die aufgefangene Träne eines Kindes der frühen unseren, welches zur ersten von den Zwergen angegriffenen Stadt gehörte. Laut Überlieferung irrte diese arme Seele tagelang in der Wildnis umher, seine tote Schwester mit sich tragend und selbst dann nicht von ihr lassen wollend als man ihn fand. Ein Symbol für den Moment unserer Geschichte, an dem unseren frühsten Vorfahren noch rein waren, unverdorben von der bestialischen Welt, in die sie geboren wurden.“ Die inzwischen leicht ins Düstere abgedrifteten Stimmung der Gruppe aufhellend, tönte der knorrige Waldelf jedoch zugleich mit etwas, das nach einem Lachen klang „jedoch, wenn man mich fragt, handelt es sich um aufgefangenes Regenwasser. Aber nun folgt mir meine kleinen, he, auch ihr beiden da“ Während die Gruppe, wie eine Träne hinter dem Alten Waldelfen her folgt, blicke ich mich um und sehe noch die beiden bleichen Knaben, sich von einer Vitrine abwenden und langsam zu der Gruppe aufschließen. Sie hatten scheinbar während der ganzen Erläuterung des alten Meisters eine Vitrine angestarrt in der sich eine fremdartig anmutende Maske aus Obsidian befand, die Aufschrift jedoch zu weit entfernt war als das ich sie noch hätte lesen können.

Der restliche Tag flog an mir vorbei, wurden wir zuerst vom alten Waldelfen durch die riesigen Hallen geführt, vorbei an mehreren Bibliotheken, Lehrräumen, Gärten sowie Kellerräumen in denen angeblich törichte Schüler gezüchtigt würden. Was ich jedoch keinen Moment glaubte, bis einige leise, fast gewisperte Hilferufe an mein Ohr drangen und ich mir dessen nicht mehr ganz sicher ward.
Bekamen erläutert in was wir die ersten Zyklen gelehrt werden würden. Magiekunde, Pflanzenlehre, Elfische Gesichte, die Lehre über die Welt und die Wesen die in ihr Leben, Alchemie, Bannerkunde sowie die Lehre und Unterweisung in elfischen Handwerken. Letztere wurden unter der Hand „Werkzeug und Waffenkunde“ genannt, wie ich von dem redseligen Claudius erfuhr. Ich denke ich kann ihn gut leiden.
Zuletzt geändert von Jolaana am 21. Dez 2018, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Jolaana
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02 Magie

Jedes magiebegabte Wesen ist zu einer der Magieformen befähigt, abhängig von seiner ihm ganz eigenen Geistesform, die selbst unter den Spezies unterschiedlich ausfiel.

Telekinese Befähigte welche die Macht besaßen Objekte um sich herum nach ihrem Willen zu bewegen, auf Schlachtfeldern von schwirrenden Klingen umkreist, ihre Feinde in einem Sturm aus scharfen Schneiden zerteilend, ohne dass diese die Zeit besaßen ihren Tod wissentlich zur Kenntnis zu nehmen. Eine jede der magiebegabten Spezies brachte sie hervor, waren sie aber selten, selbst unter den Elften welche mehr erfüllte als alle anderen Spezies zusammen hervorgebracht hatten.

Feuer aus dem Nichts erschaffen, war es die Gabe der Menschen, denn nur ihr Geist loderte auf jene weise die vermochte die Realität zu zerreißen und Flammen in unsere Welt zu holen, alles verbrennend was ihnen im Wege stand, waren sie die Herolde ihrer Spezies.

Lebensmagie, unter allen magiebefähigten Spezies verbreitet und die Macht alles Lebende zu heilen oder zu pervertieren. Primitive oder Tiere zu lenken, in ihre Geister zu tauchen, diese auszuhöhlen um sie als nützliche Marionetten zu missbrauchend. Pflanzen sprießen lassend, die Welt begrünend, im Guten wie im Schlechten. Wälder der Schönheit oder alptraumhafte Haine der absurdesten Alpträume entstehen lassend.
Geister die zu diesem fähig waren, diese Macht besitzen sollten, waren vielleicht die mächtigsten unter allen. Besaßen sie doch die Macht unsere Welt im Guten wie im Schlechten zu verändern, nach ihrem Willen zu formen.

Wasser und Eis, die Welt um sich gefrieren zu lassen oder Wasser aus dem Nichts entstehen lassend. Ward es für die Nixen weniger ein Privileg, war es doch die ihnen von ihrer Schöpferin verliehene Gabe, die es ihnen ermöglichte in den Tiefen des Meeres zu leben und zu überdauern. Ein Geschenk welches sie vor den Übeln dieser Welt bewahren sollte, lagen sie dank diesem doch tief unter Wasser verborgen, selbst für jene des elften Volkes deren Geist ebenfalls geschaffen ward um diese Gabe zu nutzen.

Lichtmagie, belächelt und von jenen verspottet deren Geist zu anderen Realitätsschändungen in der Lage ward. Barg diese Form nicht das Potenzial andere zu unterwerfen, ihnen leid und Gewalt anzutun. Vermochte man mit ihr aber einen getrübten Geist zu heilen, Wahnsinn zu vertreiben, Licht und Trost zu spenden und die Welt um sich zu erhellen. Brachte diese Form der Magie doch als einziges kein Übel, kein Leid hervor, sondern linderte es und Heilte Wesen wie Welt gleichermaßen.

Erdmacht, Magie des Steins, jene die den Verstand besaßen sie zu nutzen, errichten viele der wohl größten und herrlichsten Bauwerke dieser Welt. Befähigte einem diese Form der Magie dazu Erde und Stein, die Welt um sie selbst, zu einem scheinbar lebendigen Wesen zu verwandeln. Stein zu verflüssigen und in neuer Form erstarren zu lassen, Städte, Bauwerke die ihres gleichen suchten, entstehend lassend. Wo Zwerge Generationen lang ihre Siedlungen in die Berge trieben, schliff das elfte Volk sie in wenigen Jahren zu Städten, verformte diese Welt und errichtete Städte an die nichts von uns anderen jemals heran reichen sollten.
Schafften es einige dieser Macht zugehörigen, es ebenfalls Diener aus Erde, Lehm oder Stein zu gebären. Sich diese Wesen als willenlose Untergebene haltend, ihren blinden gehorsam für allerlei Schrecken und Gräuel missbrauchend.

Der dunkle Abgrund der Magie, erst mit dem elften Volk in diese Welt geboren. Waren doch nur ihre Geister so unsagbar schandhaft diese Form der Magie hervor zu bringen. Magie rein dem Vernichten, dem töten allen Lebens zugeneigt, für nichts mehr als den Kampf und der Verbreitung von Verderben gebraucht.
Den Tod schändend, besaßen einige der stärksten dieser Macht, die Gabe Tote zu erheben und sich als Diener zu vereinnahmen. Oder schwarze Wolken, tausende kleiner gieriger Insekten in die Realität zu rufen, auf das sie fraßen, Leben bei lebendigen Leibe auflösten, fielen sie doch zu unzählbaren über ihre Opfer her und nagten ihnen in Windeseile das Fleisch von den Knochen, nur fetzen früheren Lebens zurück lassend.
Die Klauen Usirgs, die Gabe etwas in diese Welt zu rufen was wir bis heute nicht verstehen, war sie doch selten und ihre Anwender verschlossen. Doch berichten Schriften das Elfen, meist Erhabene oder Abkömmlinge ihres Blutes waren, die diese Form der Magie nutzten. Ihr mit der Zeit verfielen und zu grausigen Geschöpfen wurden.

Dunkle Magie, der Abgrund einer ganzen Spezies, die Auswüchse ihrer zu zahlreich um sie hier nieder zu schreiben.
Allgemein Magie, Magie zu der alle Magie befähigten Geister im Stande waren, wo sie ansonsten nur zu einer Form der Magie fähig, ihr eigener Verstand sie doch meist begrenzte.
Teleportation, Levitation, Formen von Schutzmagie zum Physischen oder Psychischen Schutz, um nur die häufigsten Formen der allgemeinen Magie zu nennen.

***

Magie entsteht aus dem Geiste heraus, ein Gedanke, qualvoll geboren indem die Realität zerrissen wurde, die ansonsten unüberwindbare Mauer die das Reich der eigenen Gedanken von dieser Welt, unserer Realität trennt. Keinem Singsang, keiner Worte, keines Tands bedürfend um erzeugt zu werden. Eine Gabe, eine Fähigkeit die nur wenigen gewährt ist und unter den intelligenten Spezies dieser Welt unterschiedlich häufig zu Tage kam.

Das elfte Volk, Menschen, Nixen, Kobolde und Dryaden, sie alle zeigten Potential, sie alle bargen die Fähigkeit zur Schändung der Realität, Magie.
Einer unter Zehntausend Menschen, Magus, erwählter wie sie sie nannten.
Eine unter Tausend, Nixen, Dryaden, sie nahmen sich wenig diese wundervollen Wesen, welche die Magie nie begehrten oder sie Zeit meiner Existenz missbrauchten, wären sie doch nur die einzigen gewesen die diese Macht besäßen hätten.
Kobolde, einer von Hundert der fähig ward Macht zu wirken, ihr einziges Verbrechen sollte das vermitteln ihres Wissens werden.

Das elfte Volk, Elfen, barg Anfangs nur jedes Zehnte dieser Wesen die Macht in sich, Macht welche sie mehr als alles andere zu begehren schienen, angezogen wie Motten zum Licht. Nach ihr strebten und sie stets missbrauchten. Uns allen offenbarend welch schrecken, welch Gräuel diese Macht in sich barg, die Welt ward eine andere als diese Kinder unserer Schöpfer in diese Welt geboren waren. Eine Welt die nie perfekt, hatten wir doch alle unsere Fehler, trug eine jede Spezies ihre ihnen ganz eigene Grauen bei und verfinsterte unsere Heimat auf ganz eigene Weise, bewusst oder unbewusst. Doch sie, wo wir dunkel waren, waren sie die finstre Nacht, der größte Schrecken selbst, wie eine Krankheit fielen sie über diese Welt, über uns, ihre Macht stets missbrauchend, gegen alles richtend was ihnen im Wege ward.

Mit jeder Untat, mit jedem Gräuel mächtiger werdend, mit jedem erzeugten Schreck scheinbar mit noch mehr Macht belohnt werdend. Wurden die Erfüllten unter ihnen immer Zahlreicher, Kinder des Zalgharius welche eine eigentümliche Form der Lebensmagie zu nutzen schienen, Natur, Pflanzen alles primitive Leben um sich vereinnahmten. Es umzuformen und zu kontrollieren schienen, zwar des eigenen Geistes beraubt, dafür mit einer Macht erfüllt die erst im Tod ihres Meisters gebrochen werden sollte. Auf das sie verdorrten oder als geistlose Hüllen umherwanderten und allen Schrecken brachten, welche ihnen die Wege kreuzten. Ihres Geistes und Meisters beraubt verschwanden sie mit der Zeit von dieser Welt. Nun nicht ganz, überdauerte doch ein beklagenswerter Rest dieser Wesen in den Reihen ihrer einstigen verwandten. Geläutert und vor dem Untergang ihres Meisters aus seinem Bann befreit, sollten sie als schwächste des Stammbaums der Elfen Kinder die Zeit überdauern. Bis zum Ende aller Zeit, von der Magie jedoch niemals lassen könnend, besaß doch noch immer jedes zwanzigste Kind der ihren den Fluch der Macht.

Erhabene, Dunkelelfen, Gefallene wie ihre verwandten sie nannten. Schrecken, wandelndes Grauen und viele Namen mehr, ein jedes Volk, jede Spezies besaß einen eigenen für sie.
Waren sie doch abgesehen von den Ascenten die mächtigsten Geschöpfe, die diese Welt jemals betreten sollten, bargen sie das Potenzial das jedes zweite Kind der ihren die Macht besitzen sollte. Knechte, Sklaven des Somigon welcher sie mit immer mehr Macht, Stärke für ihre Schandtaten belohnte, ihnen aber mit jeder seiner Gaben mehr und mehr die Freiheit nahm. Ihre Geister verformte und die einstigen Kinder aller Ascente zu seinen Wesen machte. Von Machtlust, Hass und Rache verzehrte Wesen welche unserer Welt am Ende den Tod bringen würden.

Wasserelfen, Elander wie sie sich noch nennen sollten, ein Sammelsurium aller Kinder des elften Volkes, die die Zeit überdauerten und aus allen Stammbäumen ihres Volkes eine große neue Sippe formten. Für die Verhältnisse ihrer Spezies friedlich bis an das Ende dieser Welt überdauernd, am Ende von den Verbrechen ihrer eigenen Spezies aber doch eingeholt werdend.
So barg jedes fünfte Kind der ihren das Potenzial den Fluch unserer Welt zu nutzen und sie taten es, ihren Vorvätern gleich, wie Fliegen die zu frischen Dung strömten.
Magie ist die Gabe dieser Welt, Magie ist der Fluch dieser Welt, der zwölften Welt, unserer Welt.


_____________________
*Zalgharius und Somigon = Ascenten-Zwillinge, der eine aus dem Holz der Wälder dieser Welt kreiert, der andere aus dem Felsen der Berge selbst geschlagen.
*Das elfte Volk = Elfen
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03 Hagawiha

Die erste der drei Phasen der Initiation.
Die Prüfung der Eignung, Hagawiha, ein Ritual zur Ergründung des Geistes junger Elfen.
Jünglinge, Kinder, sich selbst überlassen in den Schlund ihrer eigenen geistigen Abgründe gestoßen, ein Ritual, fast so alt wie unser Volk selbst.
Initianten, Opfer, wir sind Opfer. Opfer einer Tradition die ich nicht verstehe, die ich nicht wollte, die ich fürchte. Wenn dies der Preis sei, den es für die Chance auf Magie es zu erbringen galt, so wollte ich sie nicht, hätte ich doch eine Wahl gehabt.
Wenige Wochen des Lernens und ich weiß das sich unser Volk seit seinem Anbeginn nicht geändert hat. Sind wir doch weiterhin bereit für die Chance auf Magie, für die Macht die uns schon so oft in Abgründe stieß, uns so viele Male beinahe verzehrte, alles, uns zu opfern.

Ich reibe mir die Schläfen, während ich müde meinen Blick schweifen lasse und die Stimme Meister Ujak´s in den Hintergrund zu treten scheint, eine dumpfe Abfolge von Tönen, die nur noch schwer als Sprache zu erkennen waren.

Magie, es gab keinen von uns der nicht von ihr träumte, begehren meiner Kindheit, bei dem
Gedanken grinsend, war ich nicht noch immer ein Kind? Magie, wundervoll, begehrenswert,
machtvoll, der gleißende Stern der einem am Horizont der eigenen Träume erwartet. Einen in Tagträumen zum strahlenden Helden, zur Heldin aller die man liebt aufsteigen lässt, die Kraft verleihend das Dunkel für immer zu vertreiben. Doch war die Realität bisher ein anderes, wochenlanges Bücher wälzen, wochenlang die Tiraden, Vorträge Meisters Ujak`s ertragend, ich weiß nicht welches der beiden mich mehr ermüdet. Theorie um Theorie, Stunde um Stunde, Tag um Tag, Woche um Woche, an denen die Zweifel in mir wuchsen.

Zweifel und Begierde, begann ich diesen ersehnten Schatz doch gleichermaßen zu fürchten, so wie ich ihn begehrte. Begehren was von Neugierde getrieben wurde, schlummerte in mir das Potential? Barg mein Geist die Kraft, die Macht, Gedanken in die Realität zu zerren? Ein Gedanke und ich könnte Wasser, aus dem Nichts erschaffen, die Gabe des Wassers welche unserem Volk seinen Namen einbrachte. Zumindest dem Urkern unseres Volkes, waren wir doch inzwischen ein Sammelsurium aller Stammbäume unserer Spezies, allein einen ausschließend, sie die gefallen waren. Die gefallenen, sich selbst die Erhabenen nennend, so schön wie sie mächtig oder schrecklich waren, einst vor langer Zeit die verlorene Welt beherrschend.
Ihre Macht nutzend um die Welt und ihre Brüder zu verraten, zu versklaven, am Ende aber nur Sklaven eines von Rache verzehrten Wesens, was in seinem Wahn, die Welt in den Abgrund, den Tod stürzte.

Doch, ward nicht die erste Bewahrerin, in ihrem früheren Leben die Vernichterin genannt, ebenfalls zur Hälfte eine Erhabene gewesen? Die größte Heldin dieser Stadt, zur Hälfte eine Gefallene, dank ihrem Blut mit einer Macht erfüllt, die jeden meiner Träume verblassen lassen würde. Gefallene, Erhabene, sie waren Schrecken, sie waren Monster und doch wünschte ich mir in diesen Tagen nichts inbrünstiger, als das ein Tropfen ihres Blutes auch durch meine Adern strömen möge. Wasser, Eis aus dem Nichts erschaffen, das Licht allein mit einem Gedanken formen, die Macht Gestein zu formen, die dunklen Mächte oder gar eine der seltenen Telekinesen, einerlei, was mein Geist davon bergen möge, so lange er nur etwas barg.

Und doch, Macht hat ihren Preis, so schlummerte durchschnittlich doch nur in jedem fünften von uns das Potential, war im Schnitt nur jeder fünfte Geist dazu in der Lage die Realität zu zerreißen, Magie zu wirken. Jeder fünfte teuer erkauft, gab es doch meist für jeden Jüngling der das Potenzial barg, einen der bei dem Ritual der Eignung, dem Hagawiha, nie wieder zurückkam. Eine leere Hülle zurücklassend, war nicht jeder Geist befähigt allein das Ritual zu überstehen, so waren jene die kein Potenzial bargen, jedoch zurück kehrten beinahe so etwas wie Glückliche.

Einer von fünf erhielt Macht, von der zu träumen andere Völker nicht einmal wagten, einer von fünf der geopfert ward, kehrte sein Geist nimmer mehr zurück, drei von fünf die Qualen durchstanden ohne einen Preis zu erhalten. War es mir das wert? Tod, Qualen, für etwas Ruhm, für die Chance auf einen Tropfen Macht, möge er auch noch so klein sein?

„Azina, Azina!“ aus meinen Gedanken gerissen, blicke ich mich überrascht um. Gesichter erspähend die ausnahmslos auf mich gerichtet waren, grinsend, feixend und das Meister Ujak`s welches als einziges nicht sonderlich amüsiert wirkte. „Langweile ich euch? Nun... da ihr ja bereits alles zu wissen scheint, weswegen ihr es nicht nötig habt den Lehren zu lauschen. Erleuchtet eure Mitinitianten, damit sie von euch lernen mögen und ihr mir die klagevolle Arbeit erspart.“

Noch während ich stammelnd zu einer Erwiderung ansetze, fährt ein stöhnen durch den Raum. Als würde die Welt, die Realität, alt und krank einmal lang ein- und einmal lang ausatmen, während Staub an dem Punkt an dem Meister Ujak bis zu diesem Moment stand niederfällt und sich eine kalte Hand auf meine Schulter legt. „Nun, ich, wir alle lauschen eurer Weisheit liebe Azina, nur zu... keine Scheu.“ Vor wenigen Sekunden noch davon träumend eine Heldin zu sein, wünsche ich mir nun nichts sehnlicher als die warmen Augen meiner Mutter. Stattdessen blicke scheu über meine Schulter, in ein kaltes, zur Hälfte im Schatten liegendes Gesicht, dessen Augen mich mit freudiger Boshaftigkeit anfunkeln, während fettige zerzauste Haare an seinem Gesicht vorbei auf seine Schultern fallen.

„Nichts?“ von meiner Sprachlosigkeit fast enttäuscht wirkend, wendete sich der Meister von mir ab. „Ich würde euch ermahnen gefälligst dem Unterricht zu folgen. Doch wozu?“ genervt klingend schreitet er die Stufen hinab, zurück zu seinem Pult welches er umrundet um hinter ihm Platz zu nehmen. „Warum mache ich mir die Mühe, birgt der Großteil von euch jämmerlichen Wichten doch nicht einmal das Potential, jemals Magie wirken zu können. Wird der Großteil von euch ein Leben in Belanglosigkeit führen, so wird ein kleiner Teil von euch die erste Stufe der Initiation gar nicht erst überstehen.“ Innehaltend und nacheinander in alle Gesichter blickend, mit einem wachsenden Grinsen sich an jenen labend, die ihre Angst, ihre Zweifel offen in ihren Gesichtern preisgaben.

„Vier und einer“ dunkel raunend, uns alle anblickend, auffordernd klingend, während er seine Hände auf seinem Pult zusammen faltet. „den wir niemals wiedersahen“ reihen sich Diosus und Dispulus ein, seinen düsteren Sprechgesang mit ihren kindlichen Stimmen unterstützend, ehe alle anderen mit in den düsteren Singsang einfallen. „Vier und einer, Opfer das wir dargebracht. Hinter uns gelassen, für immer vergessen, bis auf in dieser einen Nacht.“ Und stille legte sich über den Raum, schweigende Blicke die gewechselt wurden.

„Die anderen Meister mögen anderer Ansicht sein und ja, vielleicht ändern sich die Zeiten aber noch ist die Teilnahme am Hagawiha für alle Kinder unseres Volkes Pflicht.“ - eine Stimme die kalt und hart durch den Raum schnitt. „Aber...“

„Aber ihr schenkt euren Schülern jede nur erdenkliche Form des Mitgefühls und steht ihnen, bei der auf sie zukommenden Bürde bei, nicht wahr Ujak?“ Ujak das Wort abschneidend, so das dessen Adern am Halse deutlicher hervortraten, welcher sich jedoch jede Bemerkung verkniff. Purpurner Stoff der um sie wallte, sich fest an sie schmiegend, Schritt sie einem Wesen einer Sage gleich, Stufe um Stufe herab. Jeden von uns ein Lächeln spendend, unsere Herzen von Furcht befreiend, wieder mit Wärme und Zuversicht füllend. Groß gewachsen und wallendes weißes Haar, welches von Ihrem Haupt und über ihre Schultern hinweg, ihren Körper herabfiel, bei jedem Schritt wippend, wallend. „Hagawiha, notwendiges Übel, welches in dunklen Zeiten erdacht wurde, um unser Volk zu stärken, indem frühestmöglich eine eventuelle magische Befähigung festgestellt werden konnte.“ Ihre Stimme bei jedem Wort durch den Raum gleiten lassend, mich, uns mit einer wohligen Wärme erfüllend, Licht in Dunkelheit bringend, jeden noch so dunklen Gedanken vertreibend. „Doch leben wir nicht mehr in diesen Zeiten, es herrscht Frieden auf unserem Eiland und wir sind vor der Welt verborgen, wieso also an alten Traditionen festhalten?“
Uns dabei fragend anblickend während sie sich ihren Weg hinab bahnt, am Ende des Halbmondförmigen Saals innehaltend, scheinbar auf eine Antwort wartend.

„Um uns nicht zu verlieren“ „Traditionen und Riten sind Teil der eigenen Identität, wer wären wir, wenn wir von ihnen ließen und sie vergessen würden.“ Nacheinander sprechend, sich ergänzend, Puppe A und Puppe B, wie wir sie hinter ihren Rücken manchmal nannten, Diosus und Dispulus die geantwortet hatten.
„Ja und nein meine Beiden, natürlich ist es wichtig, an Traditionen festzuhalten, sich nicht zu verlieren, doch sollte sich ein Volk in einer stetig ändernden Welt auch weiterentwickeln. Gedenkt nur jene die ewig starr in alten Strukturen verharrten, sie sind fort, vergangen. Wir, die dem Wasser gleich, stetig flossen, hatten Bestand.“ Während sie sprach abwechselnd in unser aller Augen schauend, suchend und uns mit ihren Blicken ermutigend unsere Gedanken zu offenbaren.
„Nichts, niemand? Nun wir tun es nicht um Leben zu Opfern. Vier und einer, einer der das Opfer ward, ward kein Opfer. Ein alberner und obendrein schlechter Reim der über etwas Wichtiges hinweg täuscht, wir tun es um Leben, zu retten. Nicht um einige Seelen für immer in den Abgrund zu stoßen. Wäre ein unidentifiziertes Kind mit Befähigung, auf Dauer doch eine Gefahr für alle, würde es nicht geschult, geprägt und geformt.“ Stille, ihre Worte in uns sacken lassend, die Macht der Stille nutzend, in ihre Belehrung einbauend und uns Kinder damit in ihren Bann ziehend.

„Würde ein boshafter kindlicher Geist in Rage, unkontrolliert seine Gabe einsetzen, sich dieser im ersten Ausbruch nicht einmal bewusst, Mutter, Vater und Geschwister mordend, ohne es zu wollen. Ein kurzer Moment und Leben von Liebsten wären zerstört. Gab es solche bedauernswerten Vorfälle in frühsten Zeiten, bevor man dazu überging, alle Kinder, junge heranwachsende einer Prüfung zu unterziehen, die ihr Potenzial offenbaren musste. Sei ihr Opfer noch so groß, wären mögliche unkontrollierte Erstausbrüche, doch um ein Vielfaches tragischer für uns alle. Also habt keine Angst vor der Bürde, denkt viel lieber an eure Liebsten und erfreut euch daran sie mit eurem Opfer zu schützen, uns alle zu schützen.“

Worte süß wie Honig, warm wie ein Sommerwind und ich glaubte ihr nicht, waren ihre Worte auf eine unnatürliche weise zwar wohltuend und beruhigend, doch glaubte ich ihr nicht. Etwas in mir wollte ihren Worten keinen Glauben schenken, ein Flüstern tief in meinem Verstand, das alles nur aus Grausamkeit geschah. Ich wollte ihr glauben, ich wollte es wirklich, doch konnte ich es einfach nicht. „Denkt nicht zu viel über das nach, was euch heute Nacht erwartet könnte, grübeln fördert Dunkelheit im Geiste. Außerdem erwartet euch Meister Fiolinus, euer Unterricht bei Ujak ist vorbei, ich benötige ihn für Vorbereitungen, also husch husch, der Meister wartet auf euch.“ Uns nun mit einem lässigen Handschwenk wie Hühner vertreiben wollend. Jegliche wärme zu uns verloren während die ihrer Worte weiterhin ihre Wirkung beibehalten sollten und zumindest augenscheinlich die anderen von ihren Sorgen befreit hatten.

„Ihr habt Großmeisterin Silliedieyuh* gehört, also verschwindet schon ihr Mad..“ noch im Wort stockend und fast scheuen Blickes zur Großmeisterin aufschauend, unterwürfig, entschuldigend, erbärmlich. „Ich meine, meine geliebten Schüler, he..? also los verschwindet“ am Ende seine Schroffheit wieder findend, sich bereits von uns abwendend und den leisen Worten der Leiterin dieser Hallen lauschend.

„Wir lieben ihn, nicht wahr?“ ich hebe die Brauen und blicke leicht zu ihr herab, war sie doch noch kleiner als ich es war. Xavia, eine kleine quirlige Waldelfe mit einem Hang zum Sarkasmus. „Ha, wirklich, ich meine, ich hätte ihm letzte Nacht in meinen Träumen die Gurgel umgedreht. Aber..“ „In deinen Träumen...ahimm hmm..“ ich hätte ihr in diesem Moment die Gurgel umdrehen können, hätte Claudius nicht japsend zu uns aufgeschlossen.

„Ujak im Traum erwürgt? Ich glaube sie hat nur von einem Wischmopp geträumt, schließlich sieht er ihm doch zum Verwechseln ähnlich, wenn man ihn falsch herum aufrecht stellen würde. Wie neulich als sie schlafwandelnd mit einem tanzte und dabei Diosus, oh mein Diosus säuselte.“ mit einem schallenden Lachen endend, in das Xavia mit einem krähenhaften Kichern einfiel, während ich rot anlief und meinen Kopf in meinen Kragen vergrub. Hatten sie sie schon vor einigen Tagen im Scherz damit aufgezogen, wäre es jedoch nicht das erste Mal gewesen, dass man von ihr behauptete sie würde schlafwandeln.

***


Silliedieyuh* - Der ursprüngliche Name der Akademieleiterin, welcher in Wahrheit Sillydiekuh lautet,wurde für die Geschichte angepasst.
Zuletzt geändert von Jolaana am 20. Jan 2019, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
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„Wird es weh tun?“ fragte Craintif fast fiepsend und tauchte den halbmondförmigen Saal in Schweigen. Neunundzwanzig Gesichter die zu ihm herab blickten, neunundzwanzig Gesichter denen Verunsicherung wie Ängstlichkeit geradezu anzusehen war.
Angst, sie hatten alle Angst vor dem was sie erwartete, selbst die Zwillinge welche auf ihn bisher, immer wie seelenlose Marionetten, deren Schnüre auf übernatürliche Weise versteckt worden waren, wirkten. Würde es weh tun? Tat es das? Sollte er ehrlich zu ihnen sein, ihnen sagen, dass eine der größten Grausamkeiten auf sie wartete, die dies Leben hier für sie bereithielt? Ihnen sagen, dass das Entschwinden eine Gnade darstellte, lebten sie doch in einer Welt voller Gräuel, Hass und Terror. Kannte er sie doch bereits seit Jahrtausenden, wissend das der Tod, das Entschwinden aus dieser Welt unter Umständen eine Gnade bedeuten könnte?
Sie waren Kinder und eine Lüge würde ihn bei weiten weniger Schmerzen, wenn sie ihre Gedanken beruhigte, Angst linderte, redete man doch auch Schlachtvieh ruhig zu während man es zur Schlachtbank führe.
Schlachtvieh, er seufzte, sie waren kein Vieh und würden nicht geschlachtet werden. Aber er lachte herzlich, was seine Glieder knarzen ließ, während er ihnen ein Lächeln schenkte.

„Sorgt euch nicht um heute Nacht meine lieben Schüler, ja, das Hagawiha birgt Trauer und Verlust in sich, aber auch Chancen, Aufstieg und den Beginn von neuem, von großem. Denkt doch nur daran was euch erwartet, eine Kraft die euch zu Großem befähigen könnte“ und zu Grauen. Tür und Tor für Schrecken aufstoßend, welche sich ihre Geister nicht einmal in ihren dunkelsten Träumen ausmalen würden. Sie vielleicht für immer verderbend, hehre Ziele die jetzt noch in ihnen schlummern mögen erstickend, verbrennend und wie Asche im Wind verwehen lassend, so als hätten sie nie existiert. Er sah sie an und sein Herz darb, in Kinderaugen blickend, welche den nächsten Morgen niemals erleben sollten, jedes könnte erlöschen.

Kleine Sterne, vergehend und vom Himmelszelt verschwindend, ohne dass es einen Unterschied machen würde, ohne dass die Welt eine andere wäre, jemals um sie trauernd. Nicht wie er, versuchte er sich doch an jeden Namen zu erinnern der erlosch, seit er Zyklus ein Zyklus aus hier lehrte. Sich jedes Jahr mehr dafür hassend, sie fortschreitend zu vergessen, waren es doch zu viele um ihrer alle zu gedenken.
„Nun, ja, es heißt vier und einer, aber das heißt nicht, dass es euch trifft, gab es doch bereits Zyklen in dem kein Kind erlosch. Es gab immer und wird immer Ausnahmen geben und wahrlich, wenn ich euch ansehe dann bin ich vollends überzeugt, ihr werdet ebenfalls eine dieser Ausnahmen sein.“

Gütig lächelnd während sein Innerstes vor Trauer welkte, eine Lüge so alt wie sein Amt, welches er ausübte, hatte es in der kleinen Ewigkeit doch nur einmal diese Ausnahme gegeben, Zufälle passierten, ja aber sie waren selten, zu selten. „Erzählt mir lieber mehr über das, was ihr mit der Kraft, Macht, bezwecken würdet, als euch mit unwahrscheinlichen Unglücken zu Quälen. Craintif, sag kleines, welch Träume schlummern in deinem Geiste, teile sie mit uns und erwärme unsere Herzen.“ Erwartungsvoll zu seiner Schülerin blickend, nicht nur sie, sondern auch sich selbst ablenken wollend.
„Ich weiß nicht, darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, keiner aus meiner Familie ist befähigt.“ Mit ihren kleinen Schultern zuckend und ratlos dreinblickend. „Ich möchte bei Mutter und Vater leben und wie sie Musiker werden, um so unsere Stadt mit Melodien zu füllen. Freude und Lächeln in Gesichter zaubernd ohne Kraft, ohne Magie, eine Stadt beglückend und verzaubernd. Wenn man es so sieht, möchte ich andere verzaubern. Aber nicht durch eine Gabe die mir durch Zufall gegeben, sondern durch das was ich liebe, durch das Handwerk meiner Eltern und Vorfahren.“ Scheu lächelnd während ihr Gesicht rot anläuft.

„Und ich bin mir sicher, dass wirst du meine liebe. Obendrein ein löblicher Wunsch, danach zu trachten sein Leben zu nutzen, um andere mit Glück und Freude zu erfüllen.“ Während er langsam spricht, bei jedem seiner Worte ein Knarzen und Knacken von sich gebend. Ein Glucksen, ja beinahe leises Lachen vernehmend, sich nach dem Verursacher zwischen den Kindern umblickend.
„Dispulus, Diosus, wäret ihr so freundlich uns alle aufzuklären was ihr so lustig zu finden scheint“ Grollend, einem Herbstwind gleich der durch morsche Bäume fuhr und den beiden Jungen fast schuldbewusste Mienen entlockte. Welche sich nun einander ansahen, bevor sie scheinbar stillschweigend bestimmten wer von ihnen, sie erklären sollte. „Es tut uns leid Meister, aber wir sind verunsichert und ängstlich, darum habe ich meinem Bruder einen kleinen Scherz erzählt um ihn seine Ängstlichkeit zu vertreiben und sein Gemüt zu erhellen“ Mit aufgesetzter Unschuldsmiene und scheinbar brüchiger Stimme. Diosus war gut, aber hatte Fiolinus viele wie ihn gesehen, zwar nicht in seinem Alter, waren falsche Schlangen wie er doch meist in älteren Gruppen zu finden. Aber er war wirklich gut, würde er in einem reiferen Alter zu einem wahren Teufel werden und reihenweise Leute zum Narren halten.

„So, aber dann erhelle doch bitte auch die Gemüter deiner Mitschüler und erzähle uns wie du unser Reich zu erhellen wünscht, solltest du einer der glücklichen Befähigten sein.“ Sich noch während er sprach bereits scheltend, barg dieser kleine Teufel doch das Zeug seine Mitschüler noch weiter zu verstören. Innerlich jede Wurzel überkreuzend er möge es nicht wagen dies zu tun, hatte sich die Klasse doch leicht entspannt, waren ihre Blicke doch nach Craintifs Ausführung mit weniger verzagen und Gesichter wieder mit mehr Farbe gefüllt.

„Nun, ich weiß es nicht, ich habe nie daran gezweifelt, dass ich und mein Bruder“ diesem ein kurzes Lächeln schenkend. „Die Macht in uns tragen, befähigt sind. Aber ich habe mir nie die Frage gestellt was ich damit anfangen würde, außer meinen Eltern zu Ehre zu gereichen. Meister, welch Rat habt ihr an mich, an uns, wozu Macht gebrauchen? Was mit uns anfangen, sollte unserer Geist uns in die dunklen Gefilde der Magie stoßen. Was würde aus uns in einer Welt ohne Kampf, einzig allein einer Magie befähigt, die rein dem töten, dem Tode selbst dienlich ist?“
Ein guter Punkt, Diosus hatte ihn getroffen, was tun mit Kindern deren Macht nur das Töten ward. Eine Frage die sich viele seit hunderten Zyklen stellten, lebte ihre Gesellschaft doch vor den kläglichen Resten der Welt verborgen und frönte seit langen Zeiten nicht mehr ihren kriegerischen Wurzeln. Natürlich, bildete man sie aus, denn lieber keine Krieger brauchen, als ihrer in der Not zu bedürfen und sie nicht zu besitzen. Aber dennoch, waren seit vielen Zyklen, Stimmen laut geworden jene Kinder weg zu sperren. Stellten sie doch auch eine Gefahr dar, sie die ihrer Natur nicht frönen konnten, ihr nicht frönen durften.
„Wir würden euch ausbilden, euch in die Gefahren dieser Sphären einführen, auf das ihr weder für euch selbst, noch für andere eine direkte Gefahr darstellen würdet. Es hat immer Krieger in unserem Volke gegeben, ja sie mögen ein Echo aus vergangenen Tagen darstellen aber besitzen sie nach wie vor ein Platz in unserer Mitte. Wir schließen niemanden aus, gilt unsere Liebe doch allen, unabhängig eventueller Nützlichkeit, wir würden euch lieben wie zuvor.“ Lüge, Lüge, Lüge. Und er hoffte überzeugend zu sein, sie nicht an seinen Worten zweifeln lassend. Dabei an dunkle Keller denkend, in denen weggeschlossen ward, was in früheren Zyklen als zu gefährlich erachtet worden war. Arme Seelen die ihren Kräften verfallen waren und nun mehr Raubtieren glichen, als Elfen aus ihrer Mitte, sicher für immer verwahrt. Besaßen sie doch nicht den Willen, die Stärke um sie von ihrem Dasein zu erlösen. Ja, es gab wahrlich schlimmere Schicksale als beim Hagawiha zu erlöschen, zu entschwinden.

„Lieben wie zuvor“ sich wiederholend und dabei gütig lächelnd. Die Realität zerreißend, so dass zwischen ihnen Gras und Blumen, die in ihrer Schönheit ihres gleichen suchten sprossen, Xavia, Flos und Jardi, drei der fünf Waldelfen der Klasse ein freudiges juchzen entlockend.
„Es wird Zeit, geht in eure Räumlichkeiten und versucht vor heute Nacht etwas Ruhe zu finden. Ich stehe euch natürlich weiterhin zur Verfügung, solltet ihr privat mit mir sprechen wollen. Sei es, weil Trost sucht oder weil ihr Fragen hinsichtlich des Ablaufs der Zeremonie habt. Also, geht und befreit eure Geister von Trübsal, hop hop meine lieben Kleinen.“ Kehlig lachend und sie mit einem Lächeln verabschiedend, bis zur Nacht noch mit vielen von ihnen sprechend, sei es weil sie Trost und Zerstreuung von ihm suchten, sei es um ihnen den Ablauf erneut zu erklären. Ihnen immer freundlich begegnend, während eine tiefe Traurigkeit, mehr und mehr von seinem Geist Besitz ergriff, sich stetig fragend welches dieser wundervollen Kinder von ihnen genommen werden würde.

***
Zuletzt geändert von Jolaana am 23. Jan 2019, 16:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Acht Wände, acht Säulen, Stern in acht Spitzen mündend ihren Boden schmückend, Altar den viele berührt. Kammer deren Schlummer durchbrochen, auf eines neues geöffnet werdend um Schicksale von Knospen zu enthüllen, bestimmend ob sie jemals erblühen mögen.

„Was liest du da?“ hatte sie sich noch bis eben zusammen mit den anderen gelangweilt. Herumgesessen, ihre Zeit totschlagend, den Horizont durch ein geöffnetes Fenster betrachtend, schlenderte sie nun zu Lasit herüber, einem hageren Jungen mit kurzen, silbrigen Haaren, welcher in ein alt wirkendes Buch vertieft schien, über das er sich einsam an einem der Tische sitzend beugte. Bei ihm ankommend sich lächelnd wiederholend, ihn dabei in die Seite stupsend um ihn aus seinem tranceartigen Zustand zu holen. „Na Lasit, was liest du da?“
„Azina,!“ erschrocken auf keuchend, war er so sehr in sein Buch vertieft gewesen, dass er sie trotz ihrer Frage nicht bemerkt hatte. „Oh, das? Ach so. Ein altes Werk eines menschlichen Magus, hauptsächlich Magie theoretisches, jedoch mit leicht philosophischen Ansätzen. Aber hauptsächlich etwas um mich abzulenken, verstehe ich doch leider weniger als die Hälfte, sind seine Ansätze zu meist wirr und die Übersetzung umständlich, so dass sie fast irreführend wirken.“ dabei seufzend und die Schultern hängen lassend. „Oder das ist das Werk eines Genies und ich bin zu stumpf es zu begreifen, wie auch immer“ dabei sanft über die Seiten streichend, sie langsam umblätternd und Illustrationen offenbarend, die den Betrachter zu fesseln vermochten. Zeigte eine Seite einen in Flammen stehenden Menschen, welcher an einen Pfahl gefesselt zu sein schien, Holz zu seinen Füßen, lichterloh brennend, mit vor Schmerz und Angst verzerrter Fratze. Düster, grausam, angsteinflößend, gewann man bei längerer Betrachtung doch den Eindruck die Flammen würden auf der Seite tanzen, während ein schriller Schrei im hinteren des eigenen Geistes schrie, nein kreischte, bis er schließlich röchelnd erstarb.

„Was steht da?“ auf die zu dem Bild gehörigen Zeilen deutend.
„Ähm Moment, nun, es wird eine Art reinigendes Ritual beschrieben, welches die Menschen in den Zeiten ihrer Blüte zu pflegen schienen. Ihre Art dem Ascenten, der hier nur als der Schöpfer bezeichnet wird, zu huldigen. Ein Brauchtum oder Ritual was zu jedem erwachen eines magiebegabten abgehalten wurde, der die ihnen ganz eigene Macht des Feuers, in sich trug. So wählten sie einen Sprecher aus ihrer Mitte und ließen diesen von ihrem Herold mittels seiner Feuer Magie verbrennen. Scheinbar glaubten sie daran, dass jene Verbrannten an der Seite ihres Schöpfers Platz nehmen würden, um für sie zu sprechen, Fürbitte zu halten und ihren Schöpfer so gnädig zu stimmen.“

„Sie haben die ihren bei lebendigem Leib verbrannt?“ kam es leise keuchend hinter ihnen hervor. Xavia, Claudius und Flos die sich zu ihnen gesellt hatten, von der sich bietenden Ablenkung angezogen. „Ja, aber es waren ausschließlich Freiwillige die sie verbrannten, so schien es eine große Ehre darzustellen, als Sprecher erwählt zu werden und einen Platz neben dem für sie höchsten Wesen zu erhalten. Es ist sogar von Wettstreiten die Rede, gab es doch meist mehr Bewerber für die Flammen, als das es Erwachte in ihren Reihen gab. War die Gabe der Magie unter Menschen scheinbar extrem selten und von Generation zu Generation für sie etwas das einem Wunder glich.“

Ungläubige Blicke austauschend, während jeder von ihnen vor seinen geistigen Augen Flammen erblickte, Schreie vernahm, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten.
„Mach das zu, denkende und fühlende Wesen, die die ihren verbrennen, welche darum streiten grausam in Flammen vergehen zu dürfen. Ich habe auch so schon genug… Gedanken mit denen ich mich herumschlagen muss.“ Sprach Xavia mit leiser und von Traurigkeit triefender Stimme, während sie Azina von hinten langsam umarmte. In der Berührung und Wärme einer geliebten Person Schutz suchend, waren sie in den Wochen in denen sie sich hier kennen gelernt hatten, doch fast etwas mehr als nur gute Freunde geworden.

Sogleich aber fast schuldbewusst gen des hageren Jungen blickend „Tut mir leid Las, ich... ich bin gerade nicht wirklich ich selbst.“

„Lass gut sein“ winkte der Junge ihre Entschuldigung mit verständnisvoller Stimme beiseite. „Ich weiß wie es dir geht, ich glaube es geht uns gerade allen so“ leeren Blickes ein trauriges, fast an Verzweiflung grenzendes Lächeln von sich gebend.

„Ich möchte Schreien, alles, jeden die Welt für all dies hier verfluchen, aber was würde das schon bringen, sie würden mich bei Einbruch der Nacht dennoch fortschleifen und“ innehaltend, mit sich ringend, standen ihm doch Tränen, die er vor den anderen nicht Preis geben wollte, in den Augen. So schwiegen die fünf kurz, sich gegenseitig traurige, ratlos wirkende Blicke schenkend, wusste keiner von ihnen wie er die anderen aufmuntern könne, war doch jeder in seinen eigenen dunklen Gedanken gefangen. Fünf unter Neunundzwanzig, alle mit sich selbst kämpfend, nicht in Verzweiflung zu verfallen und ihre Mitschüler mit sich in einen Strudel der noch tiefer führenden Aussichtslosigkeit zu zerren. Der ansonsten von Fröhlichkeit gezeichnete Aufenthaltsraum ihrer Klasse, in dunkle Gedanken und Stille gehüllt, wurden wenn, doch nur leise Worte gewechselt, scheues Flüstern, Versuche anderen Trost zu spenden.

Spielten die Zwillinge zusammen mit Gesait, einem anderen Jungen, Tzeentch, eine Art Brettspiel. Immer wieder vom Spiel abkommend, Gedanken verloren umherblickend, wie alle anderen hilflos wirkend. So saßen einige vor dem Kamin am Ende des Raumes, schweigend in die Flammen starrend, selten ein Wort wechselnd, nicht allein sein wollend, suchte jeder in diesen Stunden die Nähe zu seinen Mitschülern.
Andere an den Tischen verteilt, weitere Gruppen die sich um Bücher scharrten, gemeinsam in den Schriften früherer Meister Zuflucht suchend.

„Ich will es nicht akzeptieren“ durchschnitt Azinas leise Stimme die Stille wie ein Messer, die Blicke aller auf sich ziehend. Selbst erst nach einigen Sekunden der völligen Totenstille, begreifend, dass es kein Gedanke ward, sie laut gesprochen hatte. „Ich meine, es gab bereits Zyklen in denen keiner der Initianten erlosch, sie alle entweder befähigt waren, oder zumindest weiter existieren durften. Wer sagt, dass wir nicht ebenfalls zu jenen gehören die vom Glück gezeichnet sind? Ich meine, es besteht die Chance, dass wir uns Morgen auch noch alle in die Augen blicken und über unsere Angst lachen.“ Einer verzweifelten gleichend, sich an jeden sich bietenden Strohhalm klammernd, in manchen Augen einen zarten Funken Zuversicht entfachend.
„Ich will es einfach nicht akzeptieren, dass wir...“ in ein leises Schluchzen übergehend, liefen ihr nun Tränen über die rosigen Wangen, stockend, durch die sich ihr zuschnürende Kehle am weiteren Sprechen gehindert werdend. Am Ende von Verzweiflung und Angst eingeholt.

So erlosch der winzige Funken der Zuversicht und sie riss sie alle mit dem offenen Ausbruch von Trauer und Angst mit sich, begannen doch auch in anderen Gesichtern die Tränen zu sprießen. So nahmen sich Schüler in den Arm, Freunde die sich entweder seit Langem kannten oder an diesem Ort zueinander gefunden hatten. So griff Angst um sich wie eine ansteckende Seuche, sprang von Kind zu Kind, sich ein jedes vereinnahmend, scheußlich Gedanken sprießen lassend, wirre Gedanken von Verlust und Todesangst. Und wie eine Blume auf einem verheerten Schlachtfeld, spross ein Lied zwischen ihren Reihen, eine Stimme klar wie Kristall, lieblich hell, durch den Raum dringend, als wäre sie von wahrhafter Magie getragen.
„Verzage nicht in dunkler Stund, denn ich bei dir. Ist der Schrecken noch so groß, ich steh und bleibe hier. Und niemals sollst du einsam sein, denn ich bin bei dir. Bruder, Schwester du mir bist, vom gleichen Blut, aus gleichem Schoß. Wir Elfen stehen Hand in Hand und sei der Schrecken noch so groß.“
So durchflutete Craintif den Raum, mit Zeilen die ein jeder von ihnen kannte, ein Lied so alt wie ihr Volk. Hatte es schon jenen Trost gespendet die als erste von den anderen Völkern dieser Welt verraten worden waren. Mehr bewirkend als jedes Wort hätte vermögend können, so saß sie siegend auf der Fensterbank. Und während sich ihrer aller blickte gen die untergehende Sonne richteten, die letzten Sonnenstrahlen des Tages betrachtend, kam die Nacht zu ihnen. Das Lied sterbend lassend, während sich die Tür zu ihrem Aufenthaltsraum öffnete. Acht in Roben gewandet, acht sie zu holen, das Ritual zu beginnen, Hagawiha, die Zeit war gekommen...

***
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Jolaana
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Beitrag

(Anmerkung von Jolaana: Der folgende Text beinhaltet möglicherweise verstörende Inhalte - sollte also nicht unbedingt von zart beseiteten Elfen gelesen werden...)


***

Ein kurzer Schrei, ein Husten, ein Gurgeln und es ward vorbei.
Mua, der erste der von ihnen ward gefordert worden, nun in der Mitte des Hagawihas, einer riesigen Oktagon förmigen Halle liegend. Blut aus jeder Öffnung seines Körpers strömte während erbrochenes langsam aus seiner Kehle quoll und jeder funken Leben aus seinen Augen wich, ihn weiß, leblos, tot zurücklassend.

Den Boden des Hagawiha beschmutzend, welcher ihre Gesichter unter anderen Umständen mit staunenden, faszinierten Blicken gefüllt hätte. Große Halle, acht Wände, acht Ecken, acht Säulen die den äußeren Rundgang von ihrem Inneren trennten, einer Halle hätte sie einen Stuhl besessen jedem König als Thronsaal zu Ehre gereichen würde. Schwarzer Granit, ihren Boden zierend, während Wände und Säulen aus rotem Marmor bestanden und eine Kuppel, soweit oben liegend dass man den Kopf in den Nacken legen musste um sie zu erblicken. Silbrig schimmernd, einem im Glauben lassend es wäre der Himmel selbst den man erblicke. Doch hatten sie alle nur Augen für das tote Kind, was inmitten dieser Halle lag, eine leere Schale in Händen, sie immer noch krampfhaft umklammert haltend, während letzte Tropfen einer milchigen Flüssigkeit aus ihr rannen. Den in den Boden eingelassenen, acht Zacken besitzenden Stern der großen Halle benetzend, glänzendes Silber welches im Lichterschein glänzte, nun von Blut und erbrochenem verdreckt, beschmutzt. Und doch hatte ein jeder in dieser Halle nur Augen für das was eben geschehen ward, für die Herrlichkeit um sie blind.

So hatte es begonnen, ward Mua der erste aber nicht der letzte gewesen. Vier und einer, einerlei, sie starben reihenweise. Folgten Mua nun Fiore, Euphoria und Sumari, tot, jede von ihnen. Leere Augen, während Blut, jede Öffnung des Körpers findend aus ihnen drang, den Boden befleckend, unsere Gedanken beschmutzend, uns entsetzt zurücklassend.
Uns mit schweigenden Henkern in dieser Welt zurücklassend, die kein Wort mit uns teilten, Fragen, Bitten, Flehen mit Schweigen beantworteten. Lediglich Blut beseitigten, einen jeden toten Körper hinaustrugen und eine neue Schale mit milchiger Flüssigkeit auf den Altar in der Mitte der Halle stellten. So schlangen sie ihre Arme fester umeinander, Xavia und Azina, ihre Augen nicht von dem Grauen lassen könnend, was vor ihnen geschah. Der Tag den sie erst herbeigesehnt, dann heimlich gefürchtet hatten und der sie nun mit blankem Entsetzen erfüllte. So erblickten sie wie Mersandin zitternd, weinend in die Mitte torkelte, einer betrunkenen gleich, während Tränen leise plätschernd den Boden benetzten. In der Mitte angekommen mit Blicken flehend, einer Verurteilten gleich vor ihrem Tode ein letztes Mal um Begnadigung bittend. Sie nicht erhaltend. Urteil welches vollstreckt wurde, hob sie schließlich die Schale an die Lippen und trank die Flüssigkeit, die den anderen den Tod gebracht.

Erstarrend, einer Statue gleich innehaltend, keinen Mucks von sich gebend, nicht mehr zitternd, für Minuten so verharrend, wie die anderen es getan, bevor sie uns verlassen. Minuten, die für die wartenden zu Stunden wurden, einen jeden ihrer Geister quälend.
Schließlich schreiend, weinend, schluchzend in sich zusammensackend, lebend.
Erste die zurückgekommen, vier und eine, vier vom Tod genommen, eine uns zurückgegeben, sollte das was Mersandin in dieser Nacht erlebt hatte, sie noch für Jahre Quälen, so dass sie des Nachts schreiend erwachte. Doch musste sich das Rad weiterdrehen, die Welt sich weiterbewegen und sie dem Alptraum folgen, denn das musste es sein, ein Alptraum, konnte es nicht real sein, konnte dies nicht die Wirklichkeit sein die sie kannten.

Folgten Mersadin nun Kyril, Ignatis und Flos, die ersten beiden von ihnen erwachend, weinend wie Mersadin zuvor in sich zusammenbrechend, für Jahre gezeichnet, doch am Leben, so kam Flos nicht zu ihnen zurück. Kleine liebe Flos, kein süßes Lachen, kein scheues Kichern mehr, wenn Claudius einen seiner Witze zum Besten gab, waren sie doch schlecht und lachten die meisten nur aus Höflichkeit, so kam ihr Lachen von Herzen, hatte sie ihn gemocht. Kein uns verzauberndes Lächeln mehr, welches in den letzten Tagen ihre Geister zu erhellen vermochte hatte, war sie von ihnen genommen. War sie nun ein grünes in sich zusammen gesacktes Bündel, leeren Blickes, alles Leben von ihr genommen. Dispia, Veleno, Akwan ihr folgend - tot, tot, tot.
Einer nach dem anderen vor ihnen zusammenbrechend, sich nie wieder erhebend, hinausgetragen wie Säcke voller Weizen.

Hoffnungen, Wünsche, Leben, nein Freunde, ausgelöscht, von ihnen genommen und Klagen, wie Weinen erfüllte das Hagawiha, verlor doch nun selbst der letzte von ihnen endgültig die Fassung. Sackten jene die verblieben auf ihre Knie oder klammerten sich an einem der anderen, ihnen gleich wer er es sei, in diesen Momenten ward es ihnen einerlei. Mit Entsetzen erblickend wie Jardi als nächste zum Altar geschleift, kläglich versuchend ihrem Schicksal zu entfliehen, strampelnd, flehend, schrill kreischend, dass ihnen allen die Säfte in den Körpern gefroren. Tränen und Rotz heulend während man ihr die milchige Flüssigkeit mit Gewalt einflößte, sie sobald der letzte Tropfen in ihrer Kehle verschwunden, achtlos fallen ließen, dass sie hart und laut auf dem kalten Boden aufschlug. Sekunden die zu Minuten wurden, Minuten die sich für sie wie Aeonen anfühlten und sie kam zu ihnen zurück. Keuchend, hustend, ja scheinbar die Welt selbst aufzuatmen schien, war der Raum um sie mit einem lauten Seufzen erfüllt. Blumen, Blüten um sie aus dem Nichts entstanden, eine Wiese um sie bildeten, sie sanft bettend, sich schützend zwischen sie und den kalten Boden drängend. Die in Roben gehüllten ihr herbei eilten, sie sanft in Decken hüllten und sorgsam hinaustrugen, sie wie einen kostbaren Schatz behütend wo andere wie lieblos Unrat hinausbefördert worden waren. Der erste Stern in einer Nacht düsteren Schreckens, hatte sie ihnen einen erneuten Funken beschert, ihnen etwas gegeben was sie in dieser Nacht vom Wahnsinn bewahren sollte, Hoffnung. So drehte sich das Rad, nein, der silbrige Stern weiter, traten sie weinend zitternd auf ihn und empfingen Tod, Macht oder einfach nur das Geschenk weiter existieren zu dürfen.

Seperlia, tot, von ihnen genommen am Ende voller Kraft, als einzige ihren Stolz zurückgewinnend und inmitten eines Alptraums, mit erhobenem Haupte zu ihrem Ende schreitend, zu einem blutigen Bündel werdend, was wie Unrat davon geschafft wurde.

Asmanda und Scyte, aus ihrer gegenseitigen Umklammerung gerissen und nacheinander vor den Altar gezerrt, weinend, schreiend, flehend, mit Gewalt milchige Flüssigkeit einverleibt bekommend. Beide zu uns zurückkehrend, Asmanda ohnmächtig davon geschafft, während für Scyte die Welt keuchte, Silber und Schwarzer Granit zu seinen Füßen zum Leben erwachten und einer Hand gleichend sich schützend um ihn schlossen. Schließlich jedoch aus der Umarmung seiner Begabung befreit werden und behütet davon geschafft, während Stein und Silber, von einem der in Schwarze Roben gehüllten wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht wurden.

Uns keine Ruhe, keine Pause gönnend, der Stern der sich drehte und über uns kam ob wir wollten oder nicht. So waren die Zwillinge die nächsten, zuerst Dispulus dann Diosus, beide ihres Stolzes beraubt, weinend wie wir anderen vor ihr Schicksal tretend. So kehrte Dispulus nicht zu uns zurück, Blut spuckend in sich zusammensackend. So sein Spiegelbild, sein Bruder zu ihm rannte und weinend dem ihm gleichenden in seine Arme schloss, ihn in ihnen wiegend. Den Meistern ersparend ihm zum Altar zu schleifen, so dass sie ihm lediglich ein neues Schälchen mit flüssigem Schicksal brachten, welches er leeren Blickes in seine Kehle stürzte während er Dispulus in seinen Armen wog.

Hatten sie viele nicht gemocht, so vergossen sie doch auch bittere Tränen für sie, brach es uns doch allen das Herz, als der eine Bruder den anderen in seinen Armen wog, schließlich selbst erstarrend, vor sein eigenes Schicksal tretend. Mit einem Schrei und Augen voller Hass zu uns zurückkehrend. Sich zusammen mit seinem toten Spiegelbild erhebend, dessen Augen nun nicht mehr leer, tot, weiß, sondern von einem unnatürlichen Glimmen erfüllt schienen.
Schreiend, einfach nur schreiend, keine Worte formend nur einen langen grässlichen Laut von sich gebend. Schließlich von drei unserer verhüllten Meister umringt, abrupt schweigend, in sich zusammenfallend, behutsam aufgefangen und hinausgetragen, während sein toter Bruder wie von Geisterhand in Luft erhoben und zerrissen. Einfach zerrissen, unter dem Geräusch von grausig knackenden, knirschenden Knochen und als würde nasser Stoff zerreißen, in Fetzen zerteilt, nass klatschend zu Boden fielen.
Kein Wort zu beschreiben was in uns geschah, schrien doch alle auf, kreischten in der Hoffnung sie würden aus diesem Alptraum erwachen, sich zusammen rollten, wie ein Kind im Leibe seiner Mutter, sich mit Armen umschlingend und starren Blickes vor Entsetzen. Gruben Xavia und ich sich fester ineinander, uns in die Augen blickend, in dieser Welt haltend, vor Wahnsinn bewahren wollend, mit Augen voller Angst und Hilflosigkeit flehend - und sie rissen sie von mir.

Sobald sie das beseitigt hatten was einst Dispulus gewesen, waren sie zu uns gekommen, rissen uns entzwei und schleiften Xavia welche sich nicht wehrte, nur vor Weinen, Heulen bebend, weiterhin meinen Blick suchend während sie hinfort gezerrt. Ein letztes Mal dass sich unsere Blicke trafen bevor man ihr die Flüssigkeit mit Gewalt einverleibt, dann Minuten, nein Jahre, Zyklus um Zyklus und ich wusste wie die Schöpfer sich fühlten. Doch Ewigkeiten überdauernd, niemals von ihrem Schicksal erlöst, gefangen in der Ewigkeit.

Und sie würde nicht zu mir zurückkommen, sah ich doch ihren Tod und brach bitterlich weinend in mir zusammen. Alles nur noch wie einen Traum an mir vorbeiziehen sehend. Craintif zum Altar stolperte, trank was anderen zuvor den Tod gebracht und nie mehr erwachte. Kein Lied in der Dunkelheit, keine Craintif, die Elandril mit ihrem Gesang und Musizieren erfreuen würde, niemals mehr einen lebendigen Geist mit ihrer Gabe verzaubernd. Einer Gabe die selbst Magie ward, ein Verbrechen welches vor meinen Augen geschah und ich starrte nur leeren Blickes, jede Hoffnung verloren.
Gykon zum Altar geschleift, kleine Blüten, die dabei von ihrem Leibe rissen, eine jede sie schmerzhaft kreischen ließ. Flüssigkeit eingeflößt und ihrem Schicksal überlassen, kam sie bereits nach Sekunden zu uns zurück, sanft in Decken gehüllt und behutsam hinfort geschafft, ohne Anzeichen auf Befähigung und doch behandelt wie ein wertvolles Ding welches zu zerbrechen drohte.
Uzina und Cyrion, beide nacheinander leeren Blickes vor den Altar tretend, Tränen die Wangen hinab rinnend, schienen sie mit sich abgeschlossen, dem Schrecken nur noch ein Ende bereiten wollend, ihm entfliehend auf jedwede Weise. Kamen sie beide zurück, nicht umsorgt werdend aber am Leben und Hagawiha verlassen dürfend, mit Geistern deren Narben nie ganz heilen würden.

Claudius, die keine tapfere Seele, ward gewaltsam vor den Altar geschleift, wimmernd, flehend, sie mögen bei ihm eine Ausnahme machen, Rotz und Wasser heulend, sich vor Angst selbst benässend. Mit seinen Henkern rang bis sie ihm die Flüssigkeit einverleibt, waren es doch Henker, kam er nie zurück zu uns, verschuldeten sie seinem Tod und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, nicht mehr sehen wollend, es nicht weiter ertragen könnend. Nicht sehend aber hörend wie Octavia kreischte, über Stein gezogen wurde, rasselnder Stoff, flehend, das Geräusch von Fingernägeln die über rauen Stein kratzen, dann Stille. Schließlich ein Knacken und Summen die Stille durchbrechend, niemals erfahrend wie sich ihre Gabe im Moment des Ausbruchs zeigte.

Ximand aufschrie als er davongezogen wurde und ich vergrub mein Gesicht noch tiefer, in den von Tränen und Rotz nassen Händen. Es folgen Ganos, Gesait und Lasit, jeden von ihnen an ihren Stimmen erkennend, weder sehend noch hörend was mit ihnen geschah.

So weinte ich bitterliche Tränen, als sie zuletzt zu mir kamen, mich aufhoben und zum Altar zerren wollten, doch ich riss mich von ihnen los, waren sie am Ende doch unachtsam geworden. Von ihnen stolpernd, bereits nach wenigen Schritten über meine eigenen Beine stolpernd, zitterte ich doch zu sehr.
Warum, warum taten sie uns das an, war ich doch in eine Welt voller Liebe und Mitgefühl geboren worden, wo war sie? Eine Stadt in der das Leben hochgeschätzt, ein jedes Wesen geliebt und behütet, wo war sie? Meister die ich schätzen und fast verehren gelernt habe, wo waren sie, was war mit ihnen geschehen? So erhob ich mich zitternd, beim ersten Versuch noch ausrutschend, schmerzhaft zu Boden fallend, beim zweiten auf wackligen Beinen Halt findend. Langsam meinem Ende entgegen schlurfend, mit vor schrecken geweiteten Augen die vom Heulen wund waren. Einem nassen Gesicht und klammen Haaren die an mir herunter fielen, zerzaust als wäre ich in einen Sturm geraten.

Dem Ende entgegen, während Tränen meine Wangen hinab rinnen, dunkle Gestalten sich um mich scharren und Gesichter von Elfen die ich für immer verloren vor mir erschienen. Schmerzerfüllte Fratzen voller blanken Entsetzens, die nichts mehr mit den liebevollen Personen gemein hatten die ich geliebt. Die Schale mit milchiger Flüssigkeit an meine Lippen hebend, sie schmeckte süß.. und das letzte was ich fühlte bevor die Welt schwarz um mich wurde, war der stechende Schmerz, Verlust, welcher sich wie ein glühender Dorn in mein Herz fraß, es auszubrennen schien…

***
Zuletzt geändert von Jolaana am 2. Feb 2019, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
[align=center]Schlägt in Deiner Brust das Herz eines Elfen?
s033 Elandril
Ein Ort an dem alle Elfenträume wahr werden...[/align]
Jolaana
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Beitrag

Azina öffnete langsam ihre Augen und erblickte Wolken, die langsam über den strahlend blauen
Himmel zogen. Sie beobachtend, zählend, an ihnen erfreuend, schienen sie doch bei längerer
Betrachtung zahlreich Formen zu bilden, Gesichter, Tierwesen und vieles mehr. Den beruhigenden Anblick viele Momente lang genießend, ehe sie sich aufrichtete und Gras unter sich spürte, was sich, da sie nackt war, an ihre bloße Haut schmiegte.

Von Blumen umringt die in allen Farben erstrahlten, den Betrachter allein durch ihre schiere Schönheit bezaubernd, ein Gefühl nicht näher definierbaren Glücks erzeugend. Sich nun umblickend, eine weite Wiese auf der sie saß, mit Bäumen in der Ferne, die ihre Wipfel in den Wind legten, seine Liebkosung genießend und selig knarzend. Weit in der Ferne, hinter den Bäumen ein Gebirge aufragend welches steil in den Himmel hinauf zu ragen schien, ihn berühren wollend, grau und starr mit Gipfeln die weiß glitzerten, von scheuen Lichtstrahlen geküsst werdend.
Ihren Blick weiter schweifen lassend, Flüsse und Seen erspähend, die wie kostbare Edelsteine funkelten, weitere weite Wiesen und ein Meer in äußerster Ferne, das Ende dieser Welt, zumindest für ihre Augen.

Zu sich seufzend „Wunderschön, doch wo bin ich, wer“ innehaltend, erschrocken darüber nichts zu wissen, eine wundervolle Welt vor sich zu erblicken, doch nun eine Leere in sich selbst bemerkend ließ sie frösteln. Und während Wolken über den Himmel wanderten, die Sonne den Rand der Welt küsste und sie für einige Zeit, waren es für sie doch nur Augenblicke, der Dunkelheit, Sternenlicht und Mond überließ ehe sie gleißend hell, strahlend wieder an einem anderen Horizont erschien. So ging es einige Male, Sonnenaufgang, Sonnenuntergang. Sonne, Licht und Sterne zogen an ihr vorüber während sie innehaltend, leeren Blickes in die Ferne starrte. Ohne Verstand, ohne
Erinnerungen, bis schließlich ein Name zu ihr kam und laut über ihre Lippen drang „Azina!“ Azina, das ward ihr Name, sich langsam an ihn erinnernd während die Welt, die Zeit um sie floss.

„Ja“ raunte eine sanfte helle Stimme. „Azina, ein schöner Name, in einer schönen Welt, mein Blütenblatt.“ Erschrocken über die plötzliche Stimme, scheue Blicke um sich werfend. Zuerst keine Quelle findend, ehe ihre Augen, während die Sonne in ihrer hohen Geschwindigkeit an ihr vorüberzog, einen Schemen erblickten. Eine im Sonnenlicht sich windende Erscheinung, Schatten und im Sternenlicht fast unsichtbar, nur wenige Schritte von ihr stehend, einem aufrechten Körper gleich. Schmal, schlank mit weiblichen Konturen, hatte sie, es, schon lange dort gestanden, sie seit, waren es Tage, betrachtet? Schließlich wieder sanft zu ihr rauend, eine Stimme hell und klar, kindlich, unschuldig und doch von Kummer kündend, der zu tief war, um erfasst zu werden.
„Habe keine Angst, ich will dir kein Übel, ich habe auf dich gewartet, dich gesucht und du bist zu mir gekommen.“ Nun langsamen Schrittes zu Azina tretend und sich neben ihr nieder lassend, ihren Blicken folgend ebenfalls das Wunder, diese Welt erblickend.
Sie schwiegen, gemeinsam bewundernd, während Sonne, Mond und Sterne an ihnen vorüber flossen, Bäume Laub verloren und der Schnee von den Bergen in Täler, flaches Land und schließlich zu ihnen wanderte, das Land so weit ihr Auge reichte in seine weiße Decke hüllte. Tiere, grauen Nebeln gleich an ihnen vorüber trieben, sie nicht bemerkend, sich ihnen nie bewusst. Schnee schmolz und das Grün wieder Einzug in die Welt hielt, Blumen erblühten und die Welt war wieder die selbe, wie als sie in ihr erwacht ward.

„Ich erblicke diese Schönheit seit ich existiere, ihr niemals müde werdend, doch, Azina“ Kummer, Kummer und Traurigkeit welche die Kindlichkeit ihrer Stimme überlagerten. „Nichts ist ewig, das Rad der Sterne dreht sich, ist unaufhörlich, die Welt ist immer in Bewegung und wird es bleiben. Habe ich doch ihren Beginn und ihr Ende, so viele Male gesehen, als ich auf dich wartete.“ Und noch während sie Sprach zogen weitere Nebel, Tiere, nein aufrecht gehende Wesen an ihnen vorüber. Fällten in Bruchteilen eines Augenblickes Bäume und errichteten erste kleine, fast zerbrechlich wirkende Behausungen. Häuser, Dörfer, die ersten Städte, war Zeit doch im Fluss und rann an ihnen vorüber wie ein reißendes Gewässer.

So erhob sich der Schemen und reichte ihr die Hand, Tage, Wochen, Jahre wartend bis Azina sie ergriff und sich von ihr aufhelfen ließ. Sich schließlich erhoben, ihr weißes Kleid abklopfend was sie, bis eben noch nackt, auf einmal trug. Ihren Körper zärtlich umschmiegend, einer zweiten Haut gleichend, sie umhüllend. „Zeit, mag dir hier nichtig erscheinen, doch lass dir nicht zu viel von ihr, der Fluss fließt und alles hat ein Ende.“ Darüber nachdenkend folgte sie dem Schemen welcher ihre Hand zärtlich hielt, sie von der Wiese führte, vorbei an einer Welt, die im Fluss ward, das Rad was sich drehte, und wie es das tat. Häuser zu ihren Seiten so schnell verschwanden wie sie entstanden waren, manchmal als kurze Funken aufleuchtend ehe sie verschwunden. Nebel die durch die Welt zogen, von Ort zu Ort von Haus zu Haus, Felder errichteten, die Schönheit der Welt verformten, sie ihr vielerorts sogar nahmen. Städte, lebloses Holz, Kalter Stein, bewohnt von Schatten die blitzschnell umher huschten, während sie zwischen ihnen wandelten.

„Es macht mich jedes Mal traurig, wenn es auf ein Neues beginnt, ich sie erblassen und schließlich sterben sehe“ nun fast beiläufig klingend während sie langsamen Schrittes die Welt durchquerten. „Wen erblassen siehst?“ „Die Welt, die Welt Azina, ich habe es so oft gesehen und doch berührt es mich jedes Mal auf ein Neues, als würde ich es zum ersten Mal erblicken.“ So wanderten sie Hand in Hand, während die Welt um sie in Bewegung ward, mehr Häuser, mehr Städte, häufig so schnell verschwindend wie sie entstanden waren, doch nicht immer, thronten doch nun auch einige starr und stur in dieser Welt, scheinbar Unwillens sie wieder zu verlassen.
Lieblose Bauten, vier Wände und ein Dach ohne jede Hingabe gezimmert so war sie froh, dass sie häufig verschwanden. Kleine Hütten, ja fast Zelte welche zu wandern schienen, hielt es sie nur Sekunden, Wimpernschläge an einen Ort während die Sonne wanderte, immer schneller werdend bis der Himmel schließlich verschwamm, waren Tag und Nacht zu schnell geworden um sie noch zu unterscheiden.

„Und, kannst du dich inzwischen an mehr als an deinen eigenen Namen erinnern?“ neugierig forschend, während, hatte sie Azina bis zu diesem Augenblick noch ziellos über Wiesen, durch Wälder und über Flüsse geführt eine feste Richtung einzuschlagen schien.
Mehr, ward da mehr in der Leere die sie ausfüllte? In sich gehend, den Blick nach innen wendend, wachen Blickes und gespitzten Ohren, egal was zu erblicken, zu hören, irgendetwas Hauptsache mehr als nur ihren Namen. Und tatsächlich, da wo vorher nur gähnende Leere geherrscht hatte, waren plötzlich Fetzen, Fragmente früherer Erinnerungen. „Ja, ich erinnere mich an… vieles und doch, glaube ich, dass es sehr wenig ist“ fast flüsternd während der Schemen zufrieden nickend sie weiterführte. Niemals innehaltend, den gewählten Kurs verfolgend und sie durch die Landschaften, Dörfer, Städte dieser Welt führend, während alles um sie in Bewegung ward, sie sich zwar bewegten doch im Vergleich zur Welt inne zu halten schienen.

„Ich erinnere mich an meine Mutter, meinen Vater, sie haben mich ebenfalls Blütenblatt genannt. Sie spielten mit mir in den Hainen als ich klein war. Ich habe sie, nein, ich liebe sie und sie lieben mich, oder haben mich geliebt. Du, bin ich Tod? Ich sehe nur so wenig meiner einstigen Gedanken, Erinnerungen, entwischen mir doch noch die meisten wie Rauch den ich zu greifen versuche. Aber weiß ich genug, also, bin ich es, ist das eine Art Anderswelt, die nun mein Heim ist da ich nicht mehr bin?“ Prompt und gerade heraus antwortend „Nein.“
Nahm der Schemen mit jeder Erinnerung, jedem früheren Gedanken den sie in ihrem Geiste einfing und sich wieder einverleibte mehr Gestalt an, nun mehr Form besitzend, leichte Konturen, Augen und Gesicht, Lippen die nun aufgrund ihrer Frage zu lächeln schienen.

„Aber was ist dies, wo bin ich, wenn ich nicht tot und dies keine Anderswelt?“ Eine Frage die ihr der Schemen nicht beantworten konnte oder wollte, schwieg sie doch, Azina weiterhin zu ihrem Ziel führend, dem großen Berge, den sie bereits bei ihrem Erwachen erblickt. Kopf der Welt, in den Himmel ragend und immer noch weit entfernt, schienen sie, so wanderten sie zwar seit unsagbaren Zeiten, ihm doch nicht näher gekommen zu sein.
„Wohin bringst du mich?“ Aufgrund des Schweigens ein zartes Pflänzchen des Misstrauens in sich entdeckend. Hatte sie bisher nichts in Frage gestellt, so sorgten ihre langsam zurück eroberten Gedanken dafür das sie dies nun tat.

„Zu ihm„ -lachend erwidernd, als würde es all ihre Fragen beantworten. „Zu wem? Lass mich bitte los, ich möchte das nicht mehr, bitte, ich möchte zurück zu der Wiese, zurück bevor die Nebelwesen gekommen sind und sich diese Welt zu verändern begann“ im Versuch scheiternd sich aus dem Griff des Schemens zu befreien. Welcher sie unaufhörlich, zielstrebig durch diese Welt führte, ihm zugewandt, dem großen Berg, anfangs schön und wundervoll nun drohend über allem thronend. „Bitte, bitte nein, ich möchte das nicht mehr.“ Bitterlich flehend während Angst in ihr aufstieg, sie nicht verstand und gerade das sie ängstigte, salzig Flüssigkeit schmeckend, Tränen die ihr die Wangen hinab rannen.
Mit jeder Träne die sie vergoss die Welt, sich um sie stärker änderte, Wälder ganz verschwanden, Feldern die sich von Horizont zu Horizont erstreckten, Platz machend. Städte wuchsen und zu aufgequollenen Ungetümen wurden, jede Natur um sich herum gierig verschlingend, weit um sich keinen Baum, keinen Busch, kein Leben außer nacktem Feld, oder kahlem Land zurücklassend.

Unfähig sich zu befreien, dem Wesen was sie gefangen genommen, stumm folgend, weinend, in sich gekehrt, nach Rauchschwaden, früheren Erinnerungen greifend welche ihr meist entfleuchten. Doch die sie manchmal mit viel Glück zu fassen bekam, ein kleines Stückchen ihres früheren selbst erhaltend, mit jedem zurück erhaltenen eigen Gedanken dem Schemen mehr Gestalt verleihend, dem drohenden Berge ein Stückchen näherkommend.
Azina Vatalore, ihr voller Name. Sie Erinnerte sich an seine Stadt, wunderschön aber einsam, doch vor der Welt verborgen. An eine glückselige Kindheit, ihr Stofftier, ein vierbeiniges etwas mit langen Ohren, Fuppy, über viele Jahre ihrer frühen Kindheit ihren größten Schatz darstellend. An Bücher die sie gelesen, Wissen was sie in ihrem kurzen Leben angehäuft, an eine Einrichtung, einen Palast der Lehren, Schatzkammer des Wissens an der sie wohl zuletzt gewesen. An Gesichter die sie anlächelten, in ihr ein Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Liebe hervorrufend, sie jedoch mit keinem Namen oder näheren Erinnerungen verbinden könnend. So entdeckte sie sich neu, fing Gedanken um Gedanken ein und eroberte sich selbst zurück. Nicht bemerkend das der Schemen verschwunden, einer jungen Schönheit gewichen die sie führte. Gleich groß wie sie selbst, mit weiblicher Form die im Entstehen zu begriffen schien. Zarte rosige Haut, welche von Leben kündete und langen silbrigen Haaren welche lang über ihre Schultern herab fielen, ein Gesicht einrahmten, welches das eines Mädchens ward, mit tiefen blauen Augen drein blickte, Azina nun wieder anlächelte.

„Gut, sehr gut“ nun ihren eisigen Griff, mit der sie ihre Hand umklammert, sie gefangen gehalten hatte lösend. „Ab hier ist es deine Entscheidung, geh voran, niemals innehaltend, nicht zurückblickend, deinem Schicksal entgegen. Oder kehre um und erfreue dich bis an das Ende der Zeit, an einem sich ewig wiederkehrendem Schauspiel und glaube mir, du wirst daran zerbrechen.“ Und noch während Azina dem fremden und doch seltsam vertraut wirkendem Mädchen lauschte, bemerkte sie, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren, befanden sie sich doch nun am Fuß des Berges welcher im Wandel begriffen zu sein schien. Schien der Berg sich zu verformen, unter nicht zählbaren Schatten, huschenden Nebeln, waren sie zu viele um sie zu begreifen, sich verändernd, etwas nachgebend das sich ihrer Betrachtung entzog. Entstanden vor ihr hohe Türme die in den Himmel ragten, fließender Stein, zu neuer Form erstarrt und glattgeschliffen, auf das er strahlte so ihn Sonnenstrahlen trafen.

Stadt die langsam vor ihr entstand, natürlich Form des Berges langsam verdrängend, sein Antlitz auslöschend, etwas Neues, wahrlich herrliches schaffend und jeder Gedanke an Rückkehr ward getilgt und wie Asche im Wind verweht. So betrat sie die Straße die den Berg hinauf führte, während um sie herum eine Stadt entstand die herrlicher ward als alles was sie jemals sehen würde. „Was ist dieser herrliche Ort?“ Sich voller Staunen umblickend, sich mehrmals um sich selber drehend, doch alles um sich erblickend wollend, während sich die Straße vor ihren Füßen langsam den toten Berg hinaufwand und um sie Erhabenheit entstand. „Sie nannten sie die Weiße Stadt, das größte Wunder der Elfen, hatten sie sich selbst übertroffen, waren sie es selbst zwar nie, so sollte doch ihr Werk wahrhaft Erhaben sein.“

Dabei leise kichernd als hätte sie einen guten Witz gerissen, den Azina jedoch nicht verstand. So stiegen sie zusammen den Berg hinauf, ließ das schöne Mädchen sie doch keinen Moment allein, während sie mit vor Staunen geweiteten Augen an soeben entstanden Häusern, Palästen, Monumenten, eines herrlicher als das vorherige vorüber schritt. Dabei nicht merkend das der Zyklus von Sonne Mond und Sternen sich stetig verlangsamte, so sie ihrem Ziel dem Ende der Straße näherkam. Sich um sie windende Schatten, Nebel langsam zu gestalten dann zu Personen lichteten, die sich in atemberaubender Geschwindigkeit um sie bewegten, herum eilten, inne hielten um mit anderen zu reden um schließlich wieder davon zu eilen, aus ihrem Sichtfeld verschwindend. Vorbei an einem Platz der mit bemalten Zähnen geschmückt zu sein schien, grausig und doch wunderschön zugleich, ihrem Ziel entgegen, einem gewaltig Bauwerk das dort thronte wo einst die Spitze des Berges, das Dach der Welt gewesen.
Gewaltige Mauern die sich rot schimmernd zu winden schienen und ein riesiges, ein monumentales Gebäude umschlossen, hunderte Dächer, geschmückt mit Silber und edelsten Steinen die die Welt besaß. Riesige Fenster wie tausend Augen um die Welt zu erblicken und ein Tor das einem Maul gleich kam, groß genug um Stücke aus der Welt zu reißen, so es nur gewollt hätte.

Als sie den Platz vor diesem Wunder verlassen wollte um die Treppen zu seinem Eingang zu erklimmen, wieder kurz fest gehalten werdend, ein Griff der sogleich sich wieder löste.
„Geh nicht hinauf, dort wartet nur Verderben und Tod, du bist schon genau dort wo du sein solltest, da wo dein Schicksal dich erwartet.“ Standen sie beide auf einem weitläufigen Platz vor den Toren des Palastes, unter sich ein silberner Stern, acht Spitzen von sich spreizend, eine jede auf eine Tür gerichtet, welche geschlossen in ihren steinernen Rahmen auf ihm standen.

Unnatürlich wirkend als hätten sie nicht hier sein dürfen, als gehören sie nicht an diesen Ort und doch waren sie da. „Mein Schicksal, ich verstehe nicht, wo, wieso, was?“ Sich mit fragenden Augen gen des Mädchens wendend, keine Antwort erhaltend, sich suchend umblickend. Nur eine Stadt zu ihren Füßen die im regen Treiben begriffen, eilten doch Personen, nein, Elfen, groß und schlank, mit harten Zügen, perlweißer Haut und farblosen Haaren umher.
Und so sie das unbekannte schöne Mädchen erneut fragen wollte, sprangen alle Türen wie auf einen Befehl, unter lautem Getöse, auf.

Acht Türen, acht Dinge die sie sah.

Acht Pforten die geöffnet waren und sie bemerkte nicht, das während sie in jede blickte, grelle Blitze den Horizont erhellten, an einem jeder ihrer Ursprungsorte tiefe Schwärze zurücklassend, als würde das Licht selbst an jene Orte gehen um zu Sterben.
So sah sie in der ersten Tür, eine Kriegerin, von wirbelnd Klingen umgeben, stolze Kriegerin im Kampf mit Schrecken begriffen die sie nicht kannte, doch schlug die Tür zu und verschwand als sie ihr zu nahekam. So schloss sich auch die zweite Tür krachend und verschwand als sie in ihre Richtung trat, innerlich wissend das sie nie für sie bestimmt gewesen ward, waren es doch Flammen die sie sah, jämmerliche Schreie die aus ihr gedrungen waren. So schlossen sich auch Tür drei und vier ohne dass sie erblickte was hinter ihnen gewesen.
Enttäuscht sich den verbleibenden vier zuwendend, zwei davon zwar offen stehend und bleibend so nahe sie ihnen auch kam, eine von rauem Fels versperrt der nicht nachgab so sehr sie ihn auch schob oder schlug, die zweite dieser Türen von Eis blockiert, welches wie der Stein der anderen nicht nachgeben wollte, egal was sie auch versuchte.

So wendete sie sich den letzten beiden Türen zu, eine in sich nur Schwärze bergend, nichts in sich tragend was sie hätte erspähen können, doch aber auf sie anziehend wirkend. Eine seltsame Kraft aus ihr strömte, das Gefühl von Stärke, Macht, aber auch Hass und Zorn in ihr Brodeln ließ so sie länger in sie sah.
Von dieser Tür zwar angezogen werden so sie es zwar nicht verstand, richtete sie ihren Blick der achten, letzten zu, die siebte nicht betreten wollend bevor sie alles erblickt.
Und sah Liebe. Sah Freude, sah Glück, sah Schrecken. Drangen in diesem Moment all Erinnerungen die noch nicht zurück gewonnen in sie, überfluteten ihren Geist und tränkten sie mit unsagbarem Schmerz. Sie waren Tod und doch blickte sie durch die Tür hindurch auf lachende Gesichter, die an einem Feuer saßen. Xavia, Claudius, Jardi, Flos, Craintif und all die anderen die beim Hagawiha, an das sie sich nun in all seinen alptraumhaften Details erinnern konnte, gestorben waren. Lachten, lebten, fröhlich waren, Xavia sie außerhalb der Tür anblickend, ein Lächeln schenkend und Kusshand zuwerfend, ein Anblick der Wärme in sie strömen ließ, das sie jedes Gefühl für Zeit verlor. Durch die Tür hindurch ihre Freunde betrachtete unfähig sich zu rühren, liefen ihr glitzernd Perlen, Tränen die Wangen herunter und benetzten ihre Füße. Das Mädchen was vor Aeonen ein gesichtsloser Schemen gewesen sich zu ihr gesellte, wie sie durch die Tür blickend, weinend, ihre Arme um Azina schlang und sie merkte das dies fremde Mädchen innerlich bebte, von dem was sie sah genau wie sie verzehrt.

Azina schließlich zärtlich ins Ohr flüsternd „es wird Zeit das du dich entscheidest, diese Welt kommt ihrem Ende näher.“ einen fast scheuen Blick von der Tür abwendend sah sie das es stimmte, war das Licht in weiten Teilen dieser Welt verschwunden, wuchsen die ehemals kleines schwarzen, lichtlosen Flecken zu riesigen geschwürartigen Auswüchsen und verschlangen alles um sich herum.
Haus, Baum, Leben, Licht, einerlei, alles ging unter, unter der sich ausbreitenden Schwärze. Feuer und Krieg vor sich hertreibend, schließlich die Weiße Stadt erreichend und Haus für Haus verzehrend. Doch schien dieser Ort nicht gewillt kampflos unterzugehen, strömten doch Elfen die ihn bewohnt, in Silber gerüstet an die Grenzen ihrer Stadt, ihres restlichen Reiches und schlugen, schlachteten sich mit Wesen die grausiger als sie jemals ein lebendes Wesen sah.

Ein Krieg der Jahre dauerte, doch fiel Haus um Haus, Turm um Turm, Palast um Palast und Platz um Platz. Starben jene Elfen die sich Erhabene nannten wie sie nun wieder wusste.
Sich teuer verkaufend, dies Kreaturen schlachtend, ihnen mit grausig Mächten und Kampfkünsten die ihres gleichen suchten zu Leibe rückten, alles übersteigend was Azina sich bis zu diesem Moment hätte vorstellen können. Doch standen sie einem zahllosen Feind gegenüber, so für jede geschlachtete Kreatur zwei neue ihren Platz einnahmen. In Silber gerüstete Krieger, die ihre Gesichter mit Masken aus Obsidian verdeckten, nur leere weiße Augen von sich preisgebend, aus dem Palast an der Spitze der Weißen Stadt strömten, an ihr vorüber eilend, los gelassen eine letzte große Schlacht zu schlagen, die jedes Gemetzel übertraf die diese Welt erblickt.

Alle bis auf eine Kriegerin, die nahe Azina ihren Ansturm stoppte, innehaltend, ihren leeren weißen Blick auf sie richtete, Tage, Wochen, während die Weiße Stadt verblasste und die Schwärze näher rückte, schließlich eine Hand nach ihr ausstreckend. Jedoch durch sie hindurchgreifend, scheinbar zwar in der Lage sie auf irgendeine Weise wahrzunehmen, doch unvermögend sie zu berühren, so rannte sie davon, hinab in ihre letzte Schlacht, hinab in ihr unausweichliches Ende.

„Wähle bevor alles vorbei ist, bitte“ war es nun das unbekannte Mädchen, welches sie anflehte, an ihr zu rütteln begann und Azinas Blickt auf sich zwang, sie erkennend lassend wer sie war. Augen die ihr glichen, Gesicht das das ihre hätte sein müssen, ihr in jeder Form gleichend, ein Spiegelbild was sie mit verweinten Augen ansah. „bitte, wir dürfen hier nicht sterben, nicht so, bitte, entschei..“ dann aber kreischend abbrechend als ein Scheusal sie erreichte, die Schwärze zu ihnen hinauf gedrungen ward. Sie beide angstvoll nach hinten stolperten und fielen als sie sahen was sie erreicht hatte. Wesen Scheusale welche unstete Form besaßen, mit aberhunderten wirr glotzenden, unregelmäßig blinzelnden Augen bedeckt waren. Elfischen Augen, menschlichen, denen der Zwerge, Katzen, eines jeden Wesens was auf dieser Welt je gelebt. Zwischen ihnen glotzend, stierende Augen schiefe Mäuler bergend welche mit Spitzen nach außen abstehenden Zähnen schnappten, Blut befleckt und noch häufig fetzen Fleisches an sich hängend.
Sich ihnen, die nun am Boden zwischen den letzten Türen lagen nähernd, bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch verursachend, besaß dies Wesen doch nur noch drei Beine von dem ihm eines zur Hälfte abgetrennt worden war und nun schwarzes Blut verspritzend, jedes Mal schmatzend auf dem Boden stampfte, es bucklig humpeln lassend. Ihnen Meter für Meter näherkommend, während sie vor Panik kreischten, Hüfte an Hüfte rücklings von ihm krochen. Bis es sie erreichte, Azina mit einem Maul am linken Bein zu fassen bekam und unter einem grausig Schrei der sogleich aus ihrer Kehle drang, unter splitternden Knochen und reißendem Fleisch es von ihr riss, den Platz zu ihren Füßen mit spritzendem Blut besudelnd. Nun kurze Momente damit beschäftigt es zu verschlingen, dabei schmatzende Laute von sich gebend, scheinbar Geschmack an ihrem Fleisch gefunden, sie schließlich wieder angaffend, aberhunderte seelenlose Augen die sie gierig anstarrten währen ihr Spiegelbild sie panisch kreischend von ihm zu schleifen versuchte.
Sie beide mit vor entsetzten geweiteten Augen in aberhunderte des Scheusals gegenüber starrten, es zum Sprung ansetzte und mit weit aufklaffenden Mäulern, welche gierig schnappten, bei jedem Mal Blut verspritzend, sei es das ihre oder vorheriger Opfer, sich auf sie stürzte.
In der Luft jedoch zerrissen werdend, schwarzes Blut und schleimige, fast ölige brocken Fleisches auf ihnen verteilend, während ein Kinderlachen ertönte. Schlenderte ein kleines Mädchen an ihnen vorüber, stolzen Hauptes und wachen Blickes, eine knöcherne Krone auf ihrem Haupt ruhend.
Mit einer Stimme so dunkel und tief wie der niederste Abgrund zu ihnen sprechend.

„Triff deine Wahl mein Kind, dies sind die letzten Momente die dir bleiben, wähle weise, Kind meines Blutes, du doch ihr Blut in dir trägst.“ dann an ihnen vorüber schreitend, sich den Scheusalen stellend und sie mit einer Macht beiseite fegend die sie fassungslos zurückließ. Ihre klägliche Flucht und Panik für einen winzig Moment vergessend und das Kind betrachtend was sich Scheusal um Scheusal stellte, einer Flut öliger Dunkelheit, einer Welle gleich auf sie zu treibend, gegenüber trat die sie fast erreicht hatte. „Bitte“ mit aufgerissenen Augen, und kläglichem Flehen wieder ins Hier und Jetzt zurückziehend, blickte Azina in ihre eigenen vor Angst und Panik erfüllten Augen, während Blut aus ihrem Beinstumpf quoll und die Farbe ihres Gesichts mit erschreckender Geschwindigkeit von ihr wich.

So traf sie ihre Entscheidung, allein der Tatsache nach welcher Tür sie näher lag, hatte das Schicksal ihr doch nie eine Wahl gelassen. Halb von sich selbst gezogen, ward es doch nicht mehr ihr Spiegelbild was sie zog, war es sie, spürte sie was sie spürte ward sie sie, halb kriechend, blutigen Stumpf hinter sich herziehend zur schwarzen Tür. Ein letztes Mal zur achten blickend, in ihre Augen sehend, standen sie nun alle im Türrahmen versammelt und blickten zu ihr hinüber. Sie ein letztes Mal erblickend, ein jedes Gesicht mit roten Augen aus denen Träne um Träne drang, ihr etwas zurufend, Worte die sie nicht erreichten, ihre Münder sich tonlos bewegten. Während Azina in die Schwärze glitt, die ihr gleichende mit sich reißend, ziehend in der siebten Tür verschwand.

Sie beide von ihr verschluckt wurden sobald sie ihre Köpfe in sie gesteckt hatten, schlugen alle bis dahin offen gestanden vier Türen gemeinsam zu. Verschwanden als hätten sie nie existiert und die Schwärze den letzten Punkt der alten Welt verzehrte, den Avatar des Somigon unter grausigen Schreien verschlingend, die noch als fernes Grollen in den letzten Winkeln zu vernehmen waren.
„Ich bin hier“ eine leise stimme in absoluter Finsternis, so dass sie nicht wusste ob ihre Augen noch geschlossen oder bereits wieder geöffnet waren. „Wir leben“ keuchte Azina, es selbst noch nicht glauben könnend. „Ja das tun wir“ die Stimme der anderen, ein ruhiges Flüstern in der Dunkelheit. „Danke, dass du mich mitgenommen hast, ich selber hätte es nicht vermocht die Schwelle zu überschreiten.“ Kalte Krallen, Klauen die über ihre Haut streifen, sie zärtlich streichelnd, sie liebkosten, doch nur Entsetzen in ihr auslösten. Dem einen Schrecken entkommen nun in einen neuen Alptraum gestoßen. In Finsternis mit etwas das sich wie sie spürte verformte, gefangen. Hatte ihr Spiegelbild, sie selbst, sich doch bis eben noch in den Armen gehalten, glücklich den Scheusalen entkommen zu sein. Begann die andere sich zu verformen, brodelnd Fleisch was das ihre berührte, Krallen dort sprießend wo ihre Hände warn gewesen, riesige Klauen die sie zärtlich umschlossen. Ihren Stumpf und gesundes Bein hinauf tasteten, an ihrem Brustkorb angekommen in sie drückten, ihren Körper aufrissen, unter bestialischem Schmerz sie für sich öffnend.

Und Azina schrie wie sie noch nie geschrien hatten, nie mehr schreien sollte.
So schrill und gequält, dass hätte ein anderes Lebewesen sie zu hören vermocht, niemals erahnt das es sich beim Ursprung dieses Schreis, nicht um eine grausame Bestie handelte.
So schrie sie grausame Augenblicke lang, während das was erst ein Schemen, dann ihr Spiegelbild nun eine unsagbare Bestie, durch ihren für sich geöffneten Brustkorb in sie kroch, von Größe zwar niemals in ihr Platz hätte finden dürfen, doch in ihr verschwand, ihr Brustkorb sich verschloss als sei er nie aufgerissen worden.
Der Schmerz schlagartig aufhörte und einem anderen Gefühl wich, Wut, Zorn, Hass und dem puren Drang zu morden, als sie ihre Augen öffnete, wieder im Hagawiha ward.


***

Für sie Ewigkeiten vergangen, waren es für ihre Meister nur Sekunden und sie stöhnten erschrocken auf, als sich unsichtbare Krallen in das Silber und den Stein um Azina gruben, die vor Hass und Mordlust brüllte, aufspringend, ihr linkes wieder an ihrem Körper tragend, nun auf ihre Meister losgehend.
Nicht sichtbare Krallen um sie schlugen, tiefe Wunden im Stein des Hagawiha hinterlassend. Eine der großen acht Säulen sauber in der Mitte zerteilend, am Ende bevor ihr etwas das Bewusstsein raubte, über den Kopf eines ihrer verhüllten Meister fahrend, Krallen die Stoff zerfetzten und blutige Fontäne sprießen ließen.
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Jolaana
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04 Altes Pflänzchen
(Die Geschichte über Oberelf Fiolinus)

Das Alter, gelebte Zeit. Gibt es die, die es zählen, Jahr für Jahr, jedes wie eine Medaille betrachtend, welche an ihrer Brust ruht. Dem Irrglauben anheimgefallen, allein es würde sie aufwerten, zu etwas besonderem machen und über jene stellen, die ein geringeres tragen. Sich innerlich wünschend niemals zu vergehen, mit ihrer eigenen Vergreisung, alle, alles zu übertreffen. Gibt es jene die es fürchten, es zu verstecken versuchen. Vor keinem experimentellen Gräuel zurückschreckend, um ihr Ziel, sein offensichtliches Fortschreiten zu verlangsamen oder gar sein Wirken zurück zu drehen. Würden sie es können, so würden sie in der Vergangenheit leben, Erinnerungen real werden lassend, um die Zeit und den Tod selbst zu betrügen. Gibt es jene wie mich, die es kalt lässt. Was bedeutet es schon, ein paar Narben mehr, ein paar Jahre, Jahrhunderte hinzu, während früheres von uns so konstant verfällt, wie neues in uns entsteht. Wir zeitgleich erblühen wie wir auch unaufhaltsam zerfallen, unser Geist, das Wir, stetig Stücke hinzu gewinnt und wieder verliert, sein Gewicht doch immer gleich bleibt. Also was bedeutet es schon, das Alter. Bedeutet es für mich Sehnsucht, bin ich doch inzwischen zwei mal gestorben, ohne dem endgültigen Schlummer anheim fallen zu dürfen. Für mich ist es, als hätte mich die Zeit betrogen, sie mir doch schon so oft mein Ende verwehrte. Zwar der Zahn der Zeit an mir nagt, mir jedoch nicht die Kraft raubt, mir nicht vergönnt vor jenen zu vergehen, denen mein Herz und meine Zuneigung gehörte. Es ist mein Fluch, das Alter. War ich doch bereits unsagbar alt, als ich das erste mal erlosch. So war Zeit zu abstrakt, zu unbegreiflich für mich, als ich das zweite mal hätte erlöschen sollen. Zweiter Tod, So ist selbst dieser nun schon so lange her, das die Erinnerungen an ihn zu verblassen beginnen und ich fürchte ich könnte ihn wie meinen ersten Namen, irgendwann vergessen haben.

Ein Lächeln, das ist alles was mir von ihr geblieben ist. Jener Frau, von der ich glaube das sie meine Mutter ward. Ist es grausam, macht es mich zu einem schlechten Sohn, dass ich mich an nichts mehr, als an ein breites Lächeln zu erinnern vermag? In meinem Kopf nichts als das zu finden ist, wenn ich mich an sie zu erinnern versuche. Keine warmen Augen, die freudig strahlen, keine Haare, keine Gesichtszüge, keine vertrauten Gerüche. Ein humanoider, charakterloser Schemen, einzig allein ein Lächeln tragend - das ist das was mir von dir geblieben ist, Mutter. Du und Vater, der inzwischen zu einem leerem Wort in meinem Kopf verkommen ist, vermag ich es doch selbst unter Anstrengungen nicht, ihn mit irgendetwas zu verbinden. Hohles Wort, in meinem Schädel, Vater. Ich glaube sie gehörten zu den ersten, die von den unseren diese Welt betraten, nicht aus den Schößen einer liebenden Mutter in sie geboren. Nein. Sondern von Wesen erschaffen und in sie hinein geworfen, bar jeder liebe und Zuneigung. Ich glaube sie waren mir gute Eltern, vermag ich doch nicht, mich an etwas Schlechtes zu erinnern, jedoch auch an nichts Gutes, also wer kann es schon sagen. Ihr Tod, ist dieser mit das einzige, was in meinem Verstand von ihnen überdauert hat. Zwei Körper, die vor meinem inneren Auge aufgebahrt, von weißen Stoff verhüllt und mit Blumen in allen Farben dar geschmückt und mein früheres selbst zu ihren Füßen bitterliche Tränen vergießt. Nicht vom Alter genommen, nicht an Krankheit verloren, nein, aufgespießt, aufgeschlitzt, an klingen die sie ausgeweidet, verloren. So das ich im Nachhinein dankbar dafür bin, dass die Zeit, so manch schwarzen Fleck in meinem Gedächtnis hinterlassen hat. Verbrachte ich meine Jungend darum allein, der Kindheit entwachsend, während ein Krieg um mich tobte, blutiges Treiben dem ich wie jeder andere verfiel. Loderte in mir die Flamme des Hasses, vom Wunsch nach Rache geschürt. Wuchs ich auf, begleitet von Tod und Trauer, lernte das Töten, lernte Hass und die Welt kennen. Jahrhunderte des Schlachtens und ich wurde alt, mit der Zeit von Schuld verzehrt, mir selbst wie unseren damaligen Feinden nichts vergeben könnend. Badete ich meinen Geist in Selbstmitleid und meinem Körper in allem, was einem den Geist, für einige Stunden zu erleichtern vermochte. Und Zeit floss durch mich hindurch, ließ mich alt zurück. War ich ein alter Mann, als einige sich entschlossen, den ihren, den Rücken zu kehren. Dem Krieg, dem Schlachten, zu entsagen und eine neue Heimat fern ihrer Brüder, fern allem zu finden. Jene wie ich, zerbrochene, gezeichnete Gestalten, mit sich und der Welt um sie herum, hadernd. Ging ich mit ihnen, hielt mich doch nichts mehr dort. Geliebte die gefallen und Kinder die genommen worden waren, auf dem Altar des Krieges dargebracht. Ward ich es leid, ertrug es nicht mehr, jene zu begraben die ich einst geliebt, die mir alles bedeutet. War es leid, mit anzusehen was aus uns wurde. So gingen sie und ich mit ihnen.

Es war so, wie unsere erste Ankunft hätte sein sollen, friedlich, wunderschön, im Einklang mit der Welt. Waren wir uns sicher ein Zuhause gefunden zu haben, Lande voller Schönheit und Glück. Alten Hass, der in unseren Herzen ruhte schnell vergessend - vergessend warum wir sie verlassen, hinter uns gelassen hatten. Fernab und verborgen, vor allen anderen Reichen, lebten wir in der von uns gewählten Isolation, in der wir Hass wie Argwohn ablegt. Unser eigen Reich um ihn errichteten und seine Gaben dankend annahmen, oh und wie wir es taten. Ich könnte behaupten, ich wäre klaren Verstandes gewesen, hätte andere zu Vorsicht ermahnt, wo sie gerechtfertigt gewesen wäre, aber ich war schwach, ich war alt und seine Falle war zu verlockend. Ich sah sie, jeden Tag. Mutter,Vater, Brüder, Schwestern, Geliebte, meine Kinder, ich sah sie alle wieder. Es ist eine der wenigen Erinnerungen aus meinem ersten Leben, die heute noch so klar ist, als wäre es gestern gewesen. Eine Scherbe, in allen Farben des Regenbogens strahlend, während ich sie in meinen Händen wende und von allen Seiten betrachte, eine Oberfläche wie ein ölig Film auf Wasser. Wussten wir anfangs nicht viel mit ihnen anzufangen, bis wir schließlich ihren Zweck erkannten, schenkten sie einem Glückseligkeit, als blicke man durch ein Fenster in eine andere Welt. Eine Welt in der alles ward, wie es hätte sein sollen, eine Welt ohne Krieg, ohne Hass. Kleine glänzende Spieglein, die uns zeigten was wir sehen wollten, so das wir uns wie süchtige in ihnen verloren. Wir, wie unser neues Reich zerfielen, hatte ein jeder doch nur noch Augen für das was wir in ihnen sahen, keine für das was um uns passierte. So schnappte seine Falle zu, verschwanden nacheinander die ersten, kümmerte es uns, mich, nicht. Starrte ich, wie doch ein jeder andere auch in sie hinein, gierig eine neue suchend, so die vorige erlosch. Falls ich es gesehen habe, so war es mir egal, ich wollte nur jene sehen die ich im Laufe meines Lebens verloren hatte, alles andere war mir zu dieser Zeit einerlei. Baren Fußes schlich ich in zerrissenen Lumpen gehüllt, gebeugt vom alter, unter seinen Wipfeln umher. Um zwischen verwaisten Behausungen, auf den Wegen Scherben zu sammeln, hin und wieder scheue Blicke auf andere werfend. Die wie ich leeren gierigen Blickes, ihren nächsten Blick suchten, die kurze Freude, einen Augenblick in den man vergessen konnte. Von Scherbe zu Scherbe lebend, alt verzehrt, von ihnen abhängig gemacht, bis ich mein Ende fand. In jene Scherbe blickte zu der ich an diesem Tag, in diesem Moment gekrochen ward, hatte mein Alter doch seinen Tribut gefordert. Beim letzten mal, nicht in meine Sehnsüchte blickend, in nichts blickend, blickte es durch sie doch nun in mich und brannte alles aus meinem Körper was ich bis zu diesem Augenblick, gewesen ward. Schmerzhafte Stunden in denen ich mich unter Krämpfen wand, jaulend, flehend, während andere stumm an mir vorüber zogen. Mir keinen Blick zuwerfend, selbst nur auf der Suche nach der nächsten Scherbe, dem nächsten Blick, nichts sonst mehr wahrnehmend. So starb ich das erste mal und lebte doch weiter, ausgebrannt, geistig ausgehöhlt, reduziert auf niedere Instinkte, das ich nicht mehr als ein Tier ward. Zeit, Sein, für mich ungreifbar wurde, waren Gedanken mehr Impulse, wilde Emotionen, wie Farben, die vor dem inneren Auge aufblühten. Angst, Hunger. Ward es das woraus mein Leben bestand, wenn er nicht in mich drang, übernahm und mich, mit allen anderen gleichzeitig lenkte, uns als Marionetten missbrauchte, unsere Körper verformte, uns zu etwas gänzlich neuem werden ließ. Ja, wir veränderten uns, während wir geistlos durch die Welt streiften, alles niederwalzend um einen Hunger zu stillen, hin und wieder von ihm gelenkt, so er einen Plan verfolgte und seinen Schwarm dafür brauchte. Keine Elfen mehr, hatten wir mit unseren früheren Brüdern und Schwestern doch nichts mehr gemein. Waren wir nun lebendige Pflänzlein, knorrige, verholzte Bestien die dem einen Baum entsprungen und nun wie ein Schwarm Heuschrecken über die Welt herfielen. Liegt ein Nebelschleier auf dieser Zeit, sind Gedanken und Eindrücke aus ihr verschwommen und unklar.

Schmerz den ich spürte, als ich mich verformte, fast getötete wurde, wer weiss das schon. Ich erinnere mich nur an Schmerz, Angst, Hunger und einen kalten Griff, der sich dann und wann über den eigenen Geist stülpte und alles in zeitloser Schwärze zurück ließ.

„Dann haben wir dich irgendwann gefunden, oder?“ Spricht der alte Mann ruhig, dem das dünne weiße Haar, welches nur noch wenige Stellen seines Kopfes bedeckt und ihm auf die Schultern herab fällt. Lodernder Schein eines knisternden, knackenden Feuers, sein von Narben wie auch Falten durchfurchtes Gesicht erhellt. „Ja“ raunt der andere. Ein knorriges Wesen, welches hinter dem Alten Mann, der in seinem Sessel zusammengesunken in die Flammen starrt, am Fenster steht. „Und ich bin dir, wie auch den anderen, mögen sie im Tod glücklicher als im Leben sein, noch immer dankbar dafür.“ Der alte lachte, ein lachen, welches einem Hustenanfall gleich kam, rau und kehlig, als würden seine Organe in seinem inneren einen Balken schmirgeln. „Geschenkt“ schließlich, zu dem anderen, dem Wesen blickend. „Es war das richtige, allein darum haben wir es getan. Das richtige. Es war nicht für euch, es war nicht für uns, dank mir nicht dafür. Dank mir lieber dafür, dass ich dich seitdem aushalte und durchfüttere.“ Diesmal lachten sie beide, er rau und kehlig, der andere als würde Wind, an einem Baum zerren, ihn in sich wiegend, dass er knackt und knirscht. „Ich dir? Solltest du nicht lieber mir danken? Bin ich doch bei dir geblieben, wo jedes Weib nach Jahren reiß aus genommen hat. Habe ich nicht deine Ernten auf Rekordhöhen gesteigert? Dank mir, erntet ihr nun drei anstatt einem mal im Jahr. Ich finde dafür habe ich eine kleine Geste des Dankes verdient, nicht?“ Vom Fenster weg, zum alten Mann tretend und einen Arm, der mehr ein knorriger, verbogener Ast, mit vielen knirschenden auswüchsen war, auf die Lehne seines Sessels legend. Beide seufzten und sprachen zeitgleich. „Ja, ich sollte dir danken.“ Schmunzeln huschte über beide Gesichter.

„Weißt du noch, deine dritte Frau? Wie hieß sie noch Sa.. Sa.. ich komme gleich drauf.“ Spricht das Wesen, während der alte Mann mit erhobenen Brauen zu im hinauf blickt. „Du meinst Sankti?“ „Genau, Sankti, die als sie dich verlassen, dich nackt ans Bett gefesselt und geknebelt hatte.“ Seufzen. „Ja.“ Knirscht der alte mit seinen verfaulten Zähnen. „Die, die mir das halbe Anwesen leer geklaut und anschließend über alle fünf Berge verschwunden ist, ja, ich erinnere mich an sie.“ Das Wesen kicherte, so dass sein ganzer Körper knarzte, hölzernes Ungeheuer, knorrige auf zwei Beinen stehende Wurzel, welche einen krummen Körper besaß, an dem überall Triebe sprießen. „Im Dorf haben dich die alten Klatschweiber noch Jahre danach den alten Hu...bock genannt und jeden, der nicht schnell genug war, Geschichten erzählt, wie dich dein Dienstmädchen an dein Bett gefesselt gefunden hat. Du hättest ihr gar angeboten sie solle sich zu dir legen, du wärest ja schließlich wieder ledig“ Der alte kichert. „Nun, sie haben also nicht nur Lügen erzählt.“ Das Wesen einen Schritt vom Sessel weg macht, dabei abwehrend die arme empor hebend. „Ich muss nicht alles wissen, ich weiss, dass du glaubst ich würde alles Wissen wie ein kleines gieriges Wesen aufsaugen und es sammeln aber auch meine Neugier kennt ihre Grenzen, Donabas.“ Fast peinlich berührt wirkend, so dass der Alte nur noch breiter grinste. „Ach, ich hätte Geschichten für dich.“ Lächelte Donabas zufrieden, indes er noch tiefer in des Sessel einsank. „Ich hatte ein schönes Leben. Danke, dass du mich dabei begleitet hast.“ Sagte der Alte. „Ich wusste es, du hast mich damals nur gefangen und mit Seribus geläutert, weil du gewusst hast, dass du als einsamer alter Greis enden würdest, wenn du dir keine sprechende Zimmerpflanze zulegst. Andere besorgen sich einen Hund oder eine Katze aber gut, interessante Wahl. Und ich vermute die Tierchen hätten keinen so formidablen Gesprächspartner wie mich abgegeben.“ Sagte das Wesen mit einer amüsiert verzerrten Fratze, während der Alte über einem Hustenanfall hinweg versuchte, künstlich empört zu klingen. „Gesprächspartner? Die ersten Jahre, standest du doch wie ein beleidigtes Pflänzchen in der Ecke, hin und wieder vor dich hin murmelnd. Wer bin ich, ist das noch immer meine Welt, Meister der du mich befreit was soll ich tun?“ Die arme bebend anhebend, mit einer verstellt, vor angst verzerrten Miene, die schnell einem amüsierten Grinsen wich. „Du warst wahrlich ein trauriges Pflänzchen, welches den Sinn des Lebens verloren hatte, wir haben dich befreit und du hattest Angst vor dir. Es schien mir anfangs fast als wärst du überfordert gewesen, wie ein Fisch der aus dem Wasser gehoben, mit verstand beschenkt und allein gelassen worden war. Bis du dir schließlich einen Namen gegeben hast, langsam zu jemandem wurdest, zu dem wurdest, der du heute bist.“

Sprach der alte, dabei in die Flammen starrend. Als handele es sich bei ihnen um ein Orakel, welches er zu lesen imstande, so er nur lange genug in sie starren, blicken würde. „Nicht ich habe ihn mir gegeben, du warst der, der ihn mir gab. Erinnerst du dich etwa nicht mehr?“ Sprach die Pflanze besorgt drein blickend und musterte dabei den alten Mann, welcher seine auch so schon durchfurchte Stirn, noch mehr in Falten legte. „Du erinnerst dich wirklich nicht mehr daran?“ Langsam seinen Kopf schüttelnd, verneint der Alte. „Nein.“ Seufzend, schwer, tief und traurig, dabei noch tiefer in seinen Sessel einsinkend. „Du gabst mir seinen, den deines Sohnes den ich.“ Das Wesen stockt und schweigt eine Weile, so das sie beide, stumm, das langsam herab brennende Feuer betrachten und sich der Schein des Feuers in ihren Augen, die alt wie die Welt wirkten, widerspiegelte. „Den ich getötet habe, als ihr mich fingt.“ „Ich erinnere mich nicht.“ Worte zögerlich und schwach, fährt Donabas sich, mit einer Hand durch sein dünnes Haar. Müde Augen, einen feuchten Glanz bekamen, währenddessen sich der Schein der Flammen in ihnen spiegelte. „Du hast mir früher oft von ihm erzählt und mir schließlich seinen Namens gegeben. Ich habe bis heute nie gefragt wieso. Wolltest du, dass ich mich für immer daran erinnere, dass er existiert hat, sein Leben für das meine gab? Oder war es nur ein bösartiger Witz, mit dem du mich oder dich selbst anfangs quälen wolltest?“ Sagte das Wesen und warf dem alten dabei traurige Blicke zu. „Sei es wie es sei, ich mag meinen Namen, seinen Namen. Fiolinus.“

Der Alte lächelt schwach, während Tränen, seine von der Zeit zerfurchten Wangen hinab rinnen. „Fiolinus.“ Den Namen seines Sohnes, nun der Name des Wesens, langsam ausprechend, als würde, wollte er ihn schmecken, im Versuch versagend, alte, lang verlorene Erinnerungen wieder zu erlangen. Das Alter, altern, konnte grausam sein. „ein schöner Name“ Das Wesen tätschelt liebevoll den Kopf des Alten und strich anschließend wieder seine Haare zurecht. „Ja. Ein schöner Name“ Sagte Donabas schwach und leise, fast flüsternd, als sie beide in die Flammen sahen und noch lange danach schwiegen.

Eine Woche später habe ich ihn neben seinem Sohn begraben. Unter einer Buche auf einem kleinen Hügel, ich stelle mir manchmal vor, wie sie von dort aus, gemeinsam über ihr Land blicken. Vater und Sohn nach so vielen Jahren wieder vereint. Nach Donabas‘s Tod hielt mich nichts mehr dort, an dem Ort meiner Wiedergeburt und ich machte mich auf den Weg zu den Ursprüngen meiner Spezies, sehen wollend, was nach den Jahrtausenden aus ihnen geworden ward.
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05 Der Geformte

Knistern, Rascheln, tausende winzige, ölig glänzende Flügel, aneinander gerieben. Über den Leib wandernd, krabbelnd, dabei Öffnungen zu suchen. Erpicht darauf, sich am Ziel angekommen, im saftig, seidig schleimigen Kadaver zu versenken. Gierig, hungrig summend. Kleine wuselnde Punkte, dabei jede noch so winzige Stelle ihres Körpers nach Öffnungen ab zu suchen, durch die sie in ihr inneres schlüpfen könnten. Um sich an ihr, ihren Säften und Fleisch laben zu können. Hatte sie schon bessere Tage gesehen, so waren diese nun offenkundig vorbei. Lag sie doch Tod, mit allen vier Läufen von sich gestreckt, auf nackten rauen Stein. Käfer wie Fliegen sich an ihr labten, die größten und Stärksten des Ungeziefers in sie bissen, die Haut unter ihrem Fell aufschlitzten, rissen, um sich einen Weg in ihr inneres zu bahnen. Gefolgt von aberhunderten kleineren Insekten, welche nicht die Kraft besessen hatten, sich selbst einen Weg, zu ihrem süß fauligen Inneren zu bahnen.

Hatte sie m Ende kaum noch Milch gegeben, zu wenig für ihre Herren, zu wenig für die Kälbchen. Von ihren Herren deswegen weggeworfen und der Universität überlassen, welche die Gabe dankend angenommen hatte. Sie zu nutzen wusste, war doch jedes Leben auf dieser, von allem verlassenen Insel, bis zum und selbst nach seinem Ende, noch zu Diensten.

So begann das, was einst die Kuh, von der Tochter des früheren Herrn, Milri genannt, zu brodeln. Ihr Fell zu wabern, als wären Fleisch und Knochen unter ihr in Bewegung, als siede Fett, als würden Leib und Innerstes Kochen. Knochen knackten, wie trockene Zweige, in einem schaurigen langgezogenen Laut. Fleisch und Fell, nasses klatschen, reißen, als würden alte von Wasser triefende Lumpen entzwei gezerrt, um ihnen eine neue Verwendung als Putzlappen zukommen zu lassen. So platze Milris Leib unter knackenden, knirschenden Knochen und reißendem Fleisch wie Fell auf. Sprudelten Gedärme und Blutroter Schleim durch die Wunden ihres Leibes, den Boden um sie herum beschmutzend. Dabei wild zitternd, als würde es den Geist, des einst lieben Tieres schaudern, vor schrecken und entsetzen am ganzen Leib krampfend und vibrierend. Unter Ächzen, Luft ihrem toten Körper entweicht, so man meinen konnte, das tote Tier winde sich und winsele um Gnade. Nur um dann der Länge nach zu platzen. Stinkender roter Schleim, durchzogen von schwarzen dickflüssigen Schlieren, die sich durch das faulige Blut zogen. Sowie den Fetzen vom Fleisch, welche in alle Richtungen spritzten und einige der in Entfernung stehenden Beobachter trafen. Was lautstarke Äußerungen des Unmuts und Ekels nach sich zog.

Knochen, Schlangen gleich, sich aus dem aufgerissenen, zerfetzten Körper wanden, einen neuen Leib zu formen. Welcher das Fleisch der toten Kuh, einem Mantel gleich um sich hüllte. Der dem nun aufrechtstehenden Kadaver, wie ein roter Umhang, von den Knochen Hing und auf den Boden schleifte.
Keine tote Kuh mehr, sondern aufrechtstehende Knochen. Zweibeinig, schwankend, mit vier Armen, die ihr aus ihrem Wanst ragten und in scharfen knochigen Klauen, Sensen artigen Gliedern endeten. Fest in seinen Umhang gehüllt, als würde es mit diesem, seine Knochen schamhaft zu bedecken versuchen. Schüchtern verhüllend, was es ward. Eine Abscheulichkeit, ins Leben gerufener Tod. Gekrönt vom entstellten Schädel der Kuh, die sie einst gewesen war und in deren leeren Augenhöhlen nun ein blaues Glimmen wohnte.

„Originell, wirklich, ich kann mir fast vorstellen, wie es durch Feindliche reihen Flügen könnte. Es wirkt zwar noch etwas wacklig auf den Beinen aber du machst das schon. Kein Meister ist bisher vom Himmel gefallen, Übung ist alles. Also, los, lass es ein Paar schritte laufen, aber pass auf das du nicht die Kontrolle über es verlierst. Ich habe keine Lust, euch nach der ganzen Arbeit, die ich mit euch hatte, aufwischen zu lassen.“ In einem Husten endend, schreitet der Lehrer die Reihen seiner wenigen Schüler ab. Groß gewachsen und von dürrer ausgemergelter Statur, mit müden Augen, an denen Augenringe, schwer wie Blei, zu ziehen schienen. Ihn selbst fast wie einen lebenden toten wirken ließen. Langsamen Schrittes an ihnen vorüber zog, keinen Augenblick das Ding, die Perversion aus den Augen verlierend, welche derweil ihre ersten Wackligen Schritte machte.

(...)
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05 Der Geformte

(...)

„Konzentration! Begreife es weniger als eine von dir gelenkte Puppe, betrachte es lieber als einen neu gewonnenen Teil deines Körpers. Neu gewonnene Beine wie Arme, welche du wie deine normalen Glieder auch, allein Kraft deiner Gedanken bewegst. Seht sie als Erweiterungen unseres eigenen Leibes, welche wir nach Belieben formen, austauschen und nutzen bis sie zerstört sind, oder einfach nicht mehr gebraucht werden.“ Beobachtend wie der tot Geformte, klapprigen Schritte machte. Nur langsam, aber wie ein Kleinkind Fuß vor Fuß setzend, schließlich ein Gefühl für das zu bekommen schien, was es tat. Das Wesen wie auch seine Schöpferin lernten mit dem neuen umzugehen. Doch, wer lernte schneller?

„Gerade aus Octavia.“ Weiter an ihnen vorüber schreitend, das wandelnde Wesen dabei beobachtend, wie sie einen Schlenker zu ihnen machte und langsamen, wackligen Schrittes näherkam. Schritt für Schritt. Einem Betrunkenen gleich, torkelnd, mit wankendem Körper, unsteter Tanz, einem Trunkenbolde gleich, gierig sein Ziel ansteuernd. Zeitgleich das blaue Flimmern in den Augenhöhlen aufloderte und einen leichten Purpurnen Schein anzunehmen schien. Seufzen. „Es reißt sich los, konzentriere dich wieder.“ Sich umdrehend, den Blick von dem Wesen abwendend und zielstrebig auf eine seiner Studenten zusteuernd. Ein junges Ding, hoch gewachsen hätte sie ihm doch fast auf Augenhöhe, in die seinen Blicken können. Wären die ihren nicht angestrengt auf den tot Geformten vor ihnen, gerichtet gewesen. Welcher seine Schritte inzwischen langsam beschleunigte und nun immer näherkam. Ihre ansonsten weichen Gesichtszüge, sich unter der geistigen Belastung verzerrten. So hätte einer der untalentierteren Schwachköpfe des gleichen Jahrgangs, sicher plumpe Witzeleien darüber gemacht, sie würde ein angestrengtes Geschäft verrichten. Waren sie jedoch selbst alle gebannt, nein, fasziniert von dem was sie sahen. Gefesselt vom Anblick der Perversion, von Leben und Tod gleichermaßen.

War der Meister, der einzige der einen Blick für sie hatte. Leise hinter sie trat und sich kurz im Duft von Lavendel und Bergamotte verlor. Voller Gier, einem entarteten Lüstling gleich, ihren Duft einsaugend, ehe er seiner Schülerin leise zuraunte. „Schließe deine Augen und blicke durch die deines Werkzeuges, begreife es als einen Teil von dir. Atme langsamer, innere Ruhe und Konzentration sind der Schlüssel. Magie entspringt unserem Geist, ist er zu sehr im Aufruhr, in Unordnung, wirst du niemals einen tot Geformten vollends kontrollieren können.“ Eine Hand auf die Schulter seiner Studentin legend und ihre langsamer werdende Atmung vernehmend. Dabei leicht auf Zehenspitzen vorbeugt, einen Blick über schmale Schultern hinab zu wagen.
„Wundervoll.“ Er liebte die laxen Kleidervorschriften der Universität.

„Wie bitte Meister?“ Sie klang verunsichert, angesichts ihrer entgleitenden Kontrolle und des warmen, säuerlich riechenden Atems in ihrem Nacken. So dass sie sich überwinden musste, nicht angewidert zurück zu schrecken. „Konzentriere dich, atme ruhig und schließe deine Augen. Dringe in dein Werkzeug ein und brenne jegliche Reste von eigenem Willen in ihm aus. Es ist nichts, du bist alles. Hat es doch eigentlich kein recht hier zu sein, zu leben, allein dein Wunsch, dein Befehl ließ es in diese Welt. Um zu dienen. Lass es dienen, unterwerfe es dir.“ Bei jeden seiner Worte ihr noch ein Stückchen näher kommend , jeden seiner Atemzüge in ihren Nacken hauchend, einem schaurig Alptraum gleich über ihre Schulter gaffend, halb das Wesen betrachtend, halb sie. Gestank von Schweiß welcher sich unter den Duft von Lavendel und Bergamotte mischte. Sie strengte sich an, zu sehr. Stress, Überforderung und Angst, Angst zu versagen, sie roch, triefte gerade zu danach. Und ihr Kind, ihr Diener, den sie erschaffen, spürte dies, riss es sich doch langsam von ihr los. Streifte ihren Geist, ihre Gedanken, die ihn geboren, langsam, weiter von sich ab und gewann immer mehr die Oberhand.

(...)
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