Der Eiswanderer

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Registriert: 4. Okt 2018, 09:41

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Der Eiswanderer

Irgendwo in den fernen, kalten Frostmarschen, tief vergraben unter uralten Gletschern im ewigen Eis der Zeit liegt der Schrein des Winters. Dort, und nur dort, lebt die Essenz des Frostes. Die Kälte selbst. Die Hand des Winters. Nichts anderes ist dort zu finden und es wird auch nicht gefunden werden.

Einmal in einem Menschenjahr erwachen diese Kräfte und senden den Winter über das Land, drehen die Planeten, schüren die Winde und beschwören die Wolken. Millionen Schneeflocken werden über die Länder geschickt um dort den Boden zu bedecken.

Und so war es auch zu einer Zeit wieder soweit als der Winter erwachte und sich erhob um sein Werk zu tun als er die Gegenwart eines alten Dämons bemerkte.
Ewige Zeiten lauerte das dunkle Wesen, geschützt in seinem Verschlag auf dem Mond um sich die Seelen der Menschen in den kalten Winternächten zu nehmen. Nie konnte der Winter dies verhindern denn der Schatten war feige und schickte immer nur kleine Schattenscherben los. Doch dieses Mal war die Gier nach Menschenseelen zu groß und er wagte sich zu weit ins Land der Menschen. Er, der dunkle Schatten des Mondes war auf die Erde gefallen und nahm sich den Kröper einer Frau als Zuflucht. Sie, die Tochter eines Holzfällers und Frau eines fleißigen, doch etwas tolpatschigen Mannes hielt dem Dämon nicht stand und auch ihr Mann verlor den Kampf den er buchstäblich gegen seine Liebe führen musste jäh als der Schatten beide zu Boden riss und floh.

Mit letzter Kraft hielten sich die beiden Liebenden an den Händen. Das Licht erlosch zuerst in den Augen der Frau und von diesem Scherz heimgesucht schleppte sich der Mann durch das Land um den Dämon zu suchen. Der Wunsch nach Rache, der immer mehr brannte, gesellte sich zu der unsterblichen Liebe und es entstand ein kaltes Feuer im Herzen des Mannes. Es brannte Lichterloh, mit kalter blauer Flamme. Es leuchtete durch die dunkelsten Tage und verbrannte jeden körperlichen Schmerz.

Doch der menschliche Körper kann nicht ewig einer Macht ausgesetzt sein die das irrdische übersteigt und so kam es dass auch der Mann mitten im Winter, in einem dunklen Tal zu finsterer Nacht zusammenbrach. Sein Atem wurde schwächer und er fiel in einen kalten Schlaf aus dem er nicht mehr erwachen sollte.

Der Winter jedoch, der all das beobachtet hatte sah das Brennen der kalten Flamme im Herzen des Mannes welches selbst nach dessen Tod noch hell strahlte. Er sandte die Eisgeister um die schlafende Seele des Mannes in die Frostmarschen zu holen. Dort schlief er tausend Jahre und die Essenz des Frostes wob sich tief in die Seele, verband sich mit dem menschlichen Teil, sah das große Herz und nähte einen kalten Mantel aus silbernen Fäden um es zu schützen, sah die wachen Augen und schuf die klarsten Kristalle die es seit Äonen gab, sah die Stimme und ließ Saiten aus Eis entstehen, sah den Körper und formte letztendlich einen Eispanzer. Dann erweckte der Winter die Seele und aus den Frostmarschen erhob sich ein gefrorener Kämpfer des Winters.

Da sprach der Winter selbst:
Deine Seele ist nun von mir durchtränkt und ich bin deiner Seele Festung. Geh in die Zeiten und suche den der die Unschuldigen schlägt und schlage ihn. Tu Gutes aber scheue nicht vor der Macht die nun in dir wohnt. Sie sollen dich begleiten, dich leiten, dir zur Seite stehen. Sie mögen klein und schwach wirken doch ihre Seelen sind die der mächtigsten Wesen die ich abseits der Menschen finden konnte.

Vier kleine Schneeflocken schwebten auf den Kämpfer zu, setzen sich auf seine Schulter und kicherten hell.

Der kalte Krieger nickte und dann sprach er.

Ich wandle im Kalten. Meine Schritte sind das Eis. Ich trage die kalte Flamme. Meine Stimme ist der Frost. Ich bin Freund und Feind zugleich. Und ich bin hier weil es der Winter so gesehen hat.

Seht mich und ich sehe euch.
Sprecht mit mir und ich spreche mit euch.
Geht mit mir und ich gehe mit euch.
Schlagt mich und ich schlage euch.
Vernichtet mich... nun ich denke ihr wisst wie es weiter geht.

Ich bin der Winter und die Zeit, geduldig und wartend.

Ich bin der Eiswanderer.
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DraconisMC
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Jetzt brauch' ich nen Glühwein... ;)
Chinzanovomfels
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Eine sehr schöne Geschichte.
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_firewarrior20_
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Schöne Geschichte ich brauche jetzt erstmal einen heißen kaffee

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